RawR
Da die letzte Ausgabe vor Weihnachten inhaltsmäßig erwartbarerweise etwas dürr ausfällt, möchte ich euch abschließend noch ein paar Alben ans Herz legen, die ich selbst erst Monate nach ihrem Release entdeckte, die sich allerdings mit der Zeit zu meinen absoluten Favorites in diesem Jahr entwickelten und hier noch keine Erwähnung fanden.
Den Anfang macht dieses Tape der argentinischen Rapperin Taichu. Alle, die mit Rosalias letzter LP (die ja auch bei uns in der Jahresendliste ziemlich weit oben landete) oder "Isabella Lovestory" etwas anfangen können, müssten sich auf "RAWR" wie zuhause fühlen. Wie auch Rosalia vermengt Taichu Elemente aus Rap, Reggaeton und Pop mit so ziemlich der gesamten Bandbreite an Sound, die die elektronische Musik hergibt, zu einem relativ jungen Genre mit dem Namen Neoperro. Wobei ein Genre allein diesem Potpourri eigentlich nicht gerecht wird, und auch Fans von Charli XCX an den Klängen dieser LP helle Freude haben dürften.
Bei Taichu schlägt das Metronom wild in alle Richtungen aus. Zwischen brettharten Rap-Bangern, zuckersüßen Bubblegum-Pop, Eurodance und Arca-esken instrumentalen Klang-Kollisionen erlebt das Trommelfell eine Achterbahnfahrt von einem Endorphin-Rezeptor zum nächsten. Nicht alles funktioniert auf Anhieb, aber langweilig wird es nie. Hier klingen keine zwei Songs gleich, vom auditiven Koksen auf dem versifften Spülkasten bis zum Verträumt-auf-dem-Bett-Liegen-und-mit-den-Füßen-Wackeln braucht es keine zwei Minuten. Das Album klingt, wie Taichus Schuhe aussehen: als hätte man seinen Hello-Kitty-Plüschi mit Tequila übergossen und in Brand gesteckt.
Anspieltipps: "Top", "Presión", "D Cero", "Tu Si K Ta Loko", "ChaCha Fight", "Payday"
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