Seite 18 von 20

Reggaeton In The Shell

Wenn wir schon im lateinamerikanischen Bereich sind, gebe ich einen Shoutout an Tainys "Data". Aus der schier endlosen Welle an Reggaeton, der in den letzten Jahren auch immer mehr hierzulande ankam, sticht das Debütalbum des Starproduzenten der Szene deutlich heraus. Der Puerto-Ricaner produziert seit Jahren für Genre-Größen wie Bad Bunny, J Balvin, Rosalia oder Kali Uchis und steuerte die Instrumentals für einige der größten Reggaeton-Hits der Neuzeit bei. Entsprechend üppig fällt die Auswahl der Gäste aus, die er sich auf sein erstes Solo-Album einlädt.

Aber "Data" klingt nicht nur gut, weil hier das Who-Is-Who der Szene zur Bestform aufläuft, sondern vorrangig, weil Tainy hinter den Verstärkern über eine Stunde lang die Marschrichtung dafür vorgibt, wie die Zukunft dieses Genres klingen könnte. Die Dew Bow-Rhymtik und die prägnanten Drums sind da, spielen aber über weite Strecken zweite Geige. Stattdessen webt Tainy Einflüsse aus Synthpop, Drum'n'Bass und Trap ein und entführt das Genre zunehmend weg von den prall gefüllten Stränden in einsame nächtliche Seitenstraßen. Der Reggaeton auf "Data" klingt nokturn, futuristisch und melancholisch.

Als wäre es nicht schon Leistung genug, als Produzent ein kohärenteres Projekt abzuliefern als es die meisten darauf gefeatureten Künstler*innen jemals werden, schenkt Tainy dem Genre allein schon in der ersten Hälfte ein paar Songs für die Ewigkeit. Allen voran das wunderschöne "Fantasma / AVC", das vielleicht den effektivsten Beatswitch des Jahres bereithält, und der Mammut-Rap-Track "Pasiemepre", der dieses Jahr auch genreübergreifend den Status-Quo für einen Posse-Cute darstellt.

Anspieltipps: "Pasiempre", "Todavía", "Fantasma / AVC", "11 Y Once", "Mañana", "Volver", "Sci-Fi", "Paranormal", "Si Preguntas Por Mi"

Seite 18 von 20

Weiterlesen

Noch keine Kommentare