laut.de-Biographie
Kali Uchis
Zunächst einmal fühlt sich Kali Uchis genötigt, sich zu rechtfertigen. Dafür, dass sie im Zeitalter von Geschlechtergleichstellung und emanzipierten Frauen aussieht, als sei sie einer Barbie-Fernsehwerbung entsprungen. Doch die meist dick aufgetragene Schminke soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die kolumbianisch-amerikanische Sängerin weit mehr auf dem Kasten hat, als ihr Aussehen suggeriert:
"Ich bin keine Barbiepuppe", betont sie. "Ich bin bloß ein vielschichtiges menschliches Wesen, das gern Dinge tut." Wobei "Dinge tun" bestenfalls als ziemlich bescheidene Beschreibung ihrer künstlerischen Bandbreite durchgeht.
Dass sich Kali später auf die Musik konzentriert und nach ihrem Debütalbum als eines der größten Pop-Versprechen Amerikas gehandelt wird, steht lange Zeit in den Sternen.
Sie, die eigentlich Karly-Marina Loazia heißt und 1993 das Licht der Welt erblickt, wandert im Alter von sieben Jahren mit ihrer Familie vom Zentrum Kolumbiens ins amerikanische Virginia aus und interessiert sich bereits in jungen Jahren für Musik und Kunst. Besonders beeindrucken sie dabei starke Frauen wie Lauryn Hill oder Ivy Queen, also Künstlerinnen, "die mit sich selbst im Einklang sind und ihren eigenen unabhängigen Style besitzen".
In der Schule lernt sie neben Saxophon auch Klavier und ergattert sich so einen Platz in der Schulband. Fortan produziert sie auch Multimedia-Kunst, Videos und schreibt nebenbei an ihren ersten eigenen Songs. Im Sommer 2012 nimmt sie mit einem 50-Dollar-Mikrofon ihr erstes Indie-Mixtape "Drunken Babble" im Schlafzimmer auf.
Zu dieser Zeit pflegt sie ein angespanntes Verhältnis zur Familie und lebt wochenlang in einem Van. Ihrem künstlerischen Schaffen tut dies keinerlei Abbruch, sondern bringt sie als eigenständige Persönlichkeit eher weiter voran. Die Videos zu besagtem Mixtape konzipiert sie allesamt selbst und erntet sowohl für die Musik als auch die visuelle Umsetzung teils begeisterte Resonanz. Zu ihren Fans zählt sie neben Tyler, The Creator auch Snoop Dogg.
So verschlägt es Uchis 2014 ins kreative Umfeld von Los Angeles. Mit dem ehemaligen Odd Future-Oberhaupt Tyler verbindet sie bald eine enge Freundschaft, eine Kollabo auf dessen Album folgt prompt. Im folgenden Jahr releast Kali ihre Debüt-EP "Por Vida", die ihr musikalisches Potenzial erstmals einer breiteren Hörerschaft zugänglich macht. Auf den organischen und groovigen Instrumentals von unter anderem Kaytranada oder BADBADNOTGOOD glänzt sie mit einem feinen Gespür für melodische Hooklines. Als Markenzeichen kristallisiert sich spätestens jetzt ihr kolumbianisch angehauchter Gesang heraus.
In den Folgejahren arbeitet Kali an ihrer Debütplatte und hält sich mit Featureparts auf Alben prominenter Künstler wie der Gorillaz oder Daniel Caesar im Gespräch. Diese Umtriebigkeit wird im Frühjahr 2018 belohnt. Mit dem Erstling "Isolation" legt Kali eines der Sommeralben schlechthin vor und beweist, wie wandlungsfähig und kreativ eine Neo-Soul- und R'n'B-Platte klingen kann. Das Album produzierten Szenegrößen wie Tame Impalas Kevin Parker, Damon Albarn oder Thundercat, als Gesangsfeatures sind unter anderem Jorja Smith oder Steve Lacy mit dabei.
Im April 2020 kompensiert Uchis die Corona-bedingte Verschiebung ihres zweiten Studioalbums mit Neuaufnahmen alter Demos, die unter dem Titel "To Feel Alive" erscheinen. Zwei Jahre später verkündet Uchis auf dem roten Teppich der Latin American Music Awards, dass sie ihr zweites und drittes Studioalbum fertiggestellt hat, eines auf Spanisch und eines auf Englisch. Letzteres gibt es ein Jahr später zuerst und trägt den Namen "Red Moon In Venus". Es debütiert auf Platz vier der Billboard 200 und auf Platz zwei der Billboard Top R'n'B/Hip Hop-Alben - ihr erstes Top-10-Album in dieser Liste. Als Features sind Omar Apollo, Don Toliver und Summer Walker dabei.
Im Januar 2024 kommt das spanischsprachige Album auf den Markt: "Orquídeas". Dort vermengt sie einmal mehr Traditionelles wie etwa Bolero und Salsa mit der Moderne eines Reggaeton oder Pop. Als Gastmusiker:innen hört man vornehmlich lateinamerikanische wie beispielsweis El Alfa, Rauw Alejandro oder Karol G.
Ihr Ziel, sowohl kolumbianische als auch amerikanische Anleihen in ihrer Musik zu vereinen und auf ein Mainstream-Level zu bringen, erreicht sie so schon zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Karriere. Man darf gespannt sein, wieviel Einfluss ihr Sound auf die heutige Popkultur noch haben wird.
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