Seite 1 von 21

Survivor

Für diese Woche der Abschiede könnte es wohl kaum einen besseren Vorredner als Pathos-Priester Vega geben. Der schickt mit "Überlebt" das Intro seines neuen Albums "König Ohne Krone" voraus und leitet selbst für ihn eine neue Größenordnung der Gefühlsduselei ein.

Normalerweise gefallen mir diese nüchternen Statusbericht-Tracks von Vega immer mit am besten. Die Instrumentierung hält das Drama da noch gerne ein wenig hinter dem Berg, stattdessen reichen Vegas oft wirklich ergreifende Biografie-Abrisse, um einen emotional übers Knie zu legen. Gerade auf seinem letzten Album hat mich das wirklich zu Tränen gerührt.

Aber "Überlebt" gibt einem nicht einmal fünf Sekunden, bevor einem der Frankfurter mit dem Holzhammer den Schmalz aufs Trommelfell zimmert. Schon klar, Vega kann nicht ohne Pathos, aber irgendwann ist doch auch mal gut. Das ist mittlerweile nicht mehr fünf vor Kontra K, das klingt einfach wie die Version eines Kontra K-Songs, wenn der Berliner in Therapie gehen würde. Wie Vega da am Ende Pausen setzt und den Beat ausblendet, als hätte er gerade die Relativitätstheorie neu erfunden: Es spannt schon fast den Bogen zur Parodie.

... und dann dieses Wording: "Sie sagen, jeder Sturm zieht vorbei, doch der letzte war ich selber." Das erste, das mir da vor Augen kommt sind schwarz-weiße Bilder von Löwen und Schachbrettern und eine Stimme aus dem Off, die mir erklärt, wieso es unmännlich sei, sich den Arsch abzuwischen. In den Strophen kauf' ich Vega diese vom Leben gebeutelte Attitüde ja noch ab, aber wieso zur Hölle muss man das in dieser Formatradio-Blockbuster-Pisse ertränken?

Ich würde ja gerne sagen, dass ich mich trotzdem auf das kommende Album freuen würde, aber bei einem Titel wie "König Ohne Krone" ahne ich wirklich Schlimmes.

Seite 1 von 21

Weiterlesen

1 Kommentar

  • Vor einer Sekunde

    Generell ist diese Psycho-Schiene ausgelutscht. Was hilft, ist richtig Power machen. Sich Hilfe holen ist voll okay, aber auf Dauer musst du nach draußen, Sport machen, frische Luft, an der See, im Wald. Vegas Musik war eigentlich immer Jammerlappenmusik. Gut, für alles gibt es seine Zeit. Wer hört sowas? Das zieht einen runter wie Schwerkraft. Natürlich gibt es Gebeutelte unter uns, aber das tut der Psyche nicht gut, sich sowas zu geben. Wo ist das Erbauchliche? Das Schöne? Das Erhabene? Musik, die die Majestät der menschlichen Schöpfungskraft versinnbildlicht? Unsere Innenstädte sind schon hässlich. Da muss es unsere Musik nicht sein.