Big Bars Billy
Wer diese Kolumne regelmäßig liest, dürfte ahnen, dass ich womöglich nicht die allerpositivste Erwartungshaltung an ein Kollabo-Album von Edgar Wasser, Fatoni und Juse Ju habe. Aber ich muss sagen: Die Lead-Single "Nein! Doch! Oh!" übertrifft auf jeden Fall meine Erwartungen.
Erstmal: Der Beat ist grandios. Ich liebe Wasserlevel-Sounds, ich liebe den Vibe, das hat etwas von Seapunk, aber in ein Dexter-Gewand geschlagen. Toll. Ausgezeichnet. Dann kommt der Juse-Part, und ich digge nicht jede einzelne Line, bin aber auch hier grundsätzlich happy darüber, weil er so gut und fokussiert rappt wie schon lange nicht. Dann ... Fatoni. Reden wir einen Moment nicht über Fatoni. Der Edgar-Part danach rettet den Song nämlich absolut. Sein fantastisch durchexerziertes Bad Bars-Battle wird nämlich als erstes dem Versprechen des Albumtitels gerecht: "Bawrs".
Ich habe mich also gefragt, warum Juse mir auf diesem Track trotzdem ein bisschen und Fatoni mir vehement auf die Nerven geht. Erst dachte ich, es läge an dieser Übernutzung von verjährten Memes. Aber wer nicht irgendein aus der Zeit gefallenes Meme immer noch lustig findet, werfe den ersten Stein. Ich glaube, der Unterschied zu Edgar macht es klar: Der macht wirklich Bars, während die anderen beiden auf ihren Parts irgendwelche komischen Kämpfe aus ihrem Twitter-Feed ausfechten.
Es kommen immerzu diese Crowdpleaser-Lines über irgendeinen Diskurs, werden kurz angefressen werden und dann wieder gedroppt. Ich denke mir die ganze Zeit zwar, dass ich eventuell derselben Meinung bin wie sie. Aber es fühlt sich doch immer noch alles an wie der zweitausendste Smalltalk auf der Tapefabrik, nur, dass der sich zufällig reimt. Ich hoffe echt, auf dem Tape sind ein paar Tracks, in denen die anderen beiden auch ein bisschen ihre terminally online Industrie-Kritik loslassen können, von der sie nicht zu raffen scheinen, dass nicht jedermanns Job in dieser Szene liegt und dass das für andere Leute vielleicht nicht so fulminant interessant ist wie für sie selbst.
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