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Pökler-Power

On that note: Nazis. Was hat es mit ihnen auf sich? Befragen wir einen Experten:

Der Mann der Stunde, Franz Pökler, veröffentlicht den finalen Teil seiner Blockbuster-Trilogie über Nazis im Deutschrap. Die ist so hart steil gegangen, dass mich sogar Freunde, die nicht einmal Deutschrap hören, darauf angesprochen haben. Dieses Mal geht es um Alt-Right, Rechte und Trolls im Deutschrap, und das ist natürlich eine deutlich weitere Flur.

Pökler zieht das an den Beispielen Hollywood Hank, King Orgasmus One und dem "rechtsintellektuellen" Prezident auf. Ersterer, der Rechtsrock samplet und Hitler superlustig findet, aber wahrscheinlich im Kern einfach nur ein ungöttlicher Edgelord war. Zweiterer, der sich wie der Boomer, der er geworden ist, die ganze Zeit über Bild-Level-Ideen von der Linken mokiert. Und letzterer, der sein problematisches Album gemacht hat, wir kommen gleich darauf.

Vorher finde ich es interessant, weil ich ein paar Artists ergänzen würde. Es geht hier ja weniger um handfeste Rechte, sondern eher um Splitter oder Wege, wie rechtes, nationalistisches oder sonstwie kantiges Getue seinen Weg in den Deutschrap findet, und ich denke, nennenswert wären dabei unter anderem:

  • die Schock-Deutschtümler: Da denke ich vor allem an Fler oder Cashmo, die "Stabilen Deutschen" oder den "Alman". Fairerweise finde ich die innere Logik, warum das nicht rechts ist, sogar recht überzeugend. Wenn man in einem Kreis aufwächst, in dem die Frage nach der Herkunft sehr wichtig ist, dann sollen sie halt ihre Alman-Wrestler-Person aufbauen. Sie wälzen sich nur oft ein bisschen zu genüsslich darin, die erwartbaren Reaktionen zu ernten, und ich bin mir schon sicher, dass der nervige "Alman"-Song oder "schwarz, rot gold, hart und stolz" ihnen ein paar Fans in sehr fragwürdigen Places eingebracht haben.

  • die Hitler-Freaks: Es gibt ja diese Idee in der Politikwissenschaft, dass man Diskussionen meist sofort vergessen kann, sobald die erste Partei einen Hitler-Vergleich zieht. Deutschrap hat einen ähnlichen Zugang zu Hitler: Er scheint für manche einfach der Gipfel der Comedy zu sein. Auch, wenn man Favorite, Mehnersmoos, K.I.Z. und einem Dutzend anderer Artists deswegen keinen Strick daraus drehen muss: Der Hitler-Humor wirkt für mich wie die letzte übriggebliebene Spur einer Kultur aus meiner Schulzeit, die Judenwitze für das Lustigste überhaupt gehalten hat.

  • Etwas-zu-anti-alles: Diese Kategorie kann ich weniger mit konkreten Artists untermauern, eher mit einem Phänomen. Meine Generation ist ja mit Comedy-Serien wie "The Simpsons" oder "South Park" aufgewachsen, die in ihrem historischen Kampf gegen Fernseh-Gatekeeper Provokation und Meinungsfreiheit in allen Ehren gehalten haben, und hat dazu noch eine gute Dosis Aggro Berlin auf die Ohren gekriegt. Jetzt waren wir aber auch die erste Generation, die so richtig ohne Leine im Internet aufgewachsen ist, wo es diese Gatekeeper, gegen die man die Säbel rasselt, eigentlich gar nicht mehr gab. Will heißen:

Ein paar Jahre lang gab es einen wild mutierenden Edginess-Schwanzvergleich. Wenn etwas gesagt werden konnte, hieß das, dass man es sagen sollte. YouTuber wie Juliensblog haben Videos wie "Tutorial: Frauen Schlagen" gemacht, immer mit Beschreibungs-Verweis auf die "scharfzüngige Satire", die da offensichtlich drinstecke. Gerade Anfang der 2010er gab es dieses seltsame Klima, dass man um die Wette die furchtbarst möglichen Sachen gesagt hat, und wenn Leute von außen das nicht gerafft haben, dann galt das als Beweis dafür, dass die die eigene Bubble nicht verstanden haben und den geilen schwarzen Humor und die Kunstfreiheit nicht wertschätzen können.

Da gegen die "gute politische Gesinnung" zu schießen immer besonders nach Kunstfreiheit roch, könnte man bestimmt ganze Archive mit Lines gegen Minderheiten und Frauen füllen. Weiße Kids, die genüsslich das N-Wort droppen, etwas, das sich bis zu Jean & Solé (erinnert sich noch wer an die?) durchzieht, die vor ein paar Jahren noch "Es ist Lockdown / Ich box Frauen" gerappt haben. Oder Mehnersmoos: "Ich find' nur noch Witze über Hitler funny, woah!" Ich will nicht sagen, dass ich etwas gegen Edge habe. Ich finde nur die Mechanik spannend, wie eine kleine Deutschrap-Generation für etwas besonders Lobenswertes hält, für den reinen Schockfaktor jede Grenze zu übertreten.

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