Mehnersmoos

Wenn man Mehnersmoos erst seit "Pennergang" oder "Sexy" kennt, würde man nicht unbedingt erwarten, wo das Duo aus dem hessischen Raum angefangen hat. Denn was später zu einer eigenen Lingo über zeitgeistige Beats geworden ist, zu den "Zwei Idioten Mit 'Nem Wicküler", das waren irgendwann mal "Vorpubertäre Wichser". Selbe Marke, aber noch mit einem ganz eigenen Sound, der Roots-gerecht genug war, auf dem selben Hip Hop-repräsentativen "Könige Ohne Krone"-Mammut-Remix zu landen wie Lakmann, Akte One und Cr7z.

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Das ist 2014, das selbe Jahr, in dem sie mit dem Tape "Eier, Saft & Wurst" das erste Mal so richtig Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie finden sich damit witzigerweise in einer recht ähnlichen Sparte wie ein Edgar Wasser oder ein Fatoni wieder, ein bisschen Hip Hop-affiner, ein bisschen Tapefabrik-kompatibler, als man es dem sehr albernen Humor zuschreiben würde. Aber das ist eben die Ära: Rapblog-Zeitalter, ein Erstarken der Szene-Fraktionen und alles was nicht Gangster ist, aber sich auch nicht komplett ernst nimmt bewegt sich in einem ähnlichen Fahrwasser zwischen der Rucksack-Ära und dem Windschatten von K.I.Z.

Einen richtigen Durchbruch gibt es trotzdem nicht. Auch wenn Mehnersmoos aktiv bleiben, gerade regional, und durchaus immer wieder für ein Song oder ein Feature auftauchen, bleibt das restliche Jahrzehnt für sie ein sporadisches Ausprobieren. Stand 2023 schreibt ihr Wikipedia-Artikel zur Bandgeschichte lediglich "Im Dezember 2010 veröffentlichte das Duo mit 'Silvester' seinen ersten Song. 2020 erschien der Song 'Rossman' als Feature mit K.I.Z". Verfolgt man diese grauen Jahre nach, dann sieht man vor allem eine Menge Stilexperimentieren.

Songs wie "Penner" oder "Kevin Großkreuz" markieren zwischen 2015 und 2018 eine Bereitschaft, sich auf den sich ändernden Rapsound einzustellen, wenn auch noch eher klobig. Die sehr stumpfen Trap-Beats mit repetitiven Hooks und einem eher ungewöhnlichen Vocal-Mixing mischen sich nicht automatisch gut mit ihrer Art, der Humor wird ein bisschen gestaucht, die Parts wirken unintuitiv. Auch, wenn ihn zwischendurch leichte Viralität gelingt, merkt man, dass die beiden eigentlich gerne mehr machen würden, aber ihnen schlicht ein wenig die Richtung fehlt.

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Aber tatsächlich bekommen sie 2020 mächtige Schützenhilfe, als K.I.Z. sie mit dem "Rossmann"-Feature adeln. Man merkt, dass sie an diesem Punkt auch wahrscheinlich schon einen Labeldeal haben. Die Videoqualität geht ruckartig hoch, die Looks der beiden wirken deutlich prägnanter und die Beats haben wesentlich weniger amateurhafte Qualitäten. Als dann 2022 ihr quasi Re-Debüt-Album "Pennergang" erscheint, ist vom DIY-Flair wenig zu spüren. Der Sound ist clean und professionell, die Stimmen und der Sound eindeutig gefunden und alles wirkt sehr viel runder aufeinander abgestimmt.

Und es funktioniert: Mehnersmoos erfreuen sich einer Popularität wie nie zuvor, sie etablieren Running Gags, die sich schnell in eine loyale Fanbase mit sehr eigener Lingo übersetzen und spielen Festivals und Touren. Im Folgejahr kommt dann schon der Nachfolger "Sexy" und im Folgefolgejahr "Neues Von Mehnersmoos" - man merkt, dass die beiden sich diesen zweiten Frühling nicht nehmen lassen werden. Aber wieso auch, wenn sie so lange darauf gewartet haben.