laut.de-Biographie
Avantasia
Avantasia nennt der Edguy-Fronter Tobias Sammet im Frühjahr 1999 sein Projekt, das gemeinhin als Metal-Oper bezeichnet wird. Mit einer Oper im klassischen Sinn hat das Unterfangen zwar nicht viel gemein, aber das Konzeptwerk sorgt doch für gehöriges Rauschen im Metal-Wald.
Die ersten Ideen sammelt Tobias schon während der Touren mit Edguy, und arbeitet diese immer weiter aus. Für die musikalische Umsetzung holt er sich seinen Edguy-Kollegen Jens Ludwig sowie Henjo Richter von Gamma Ray für die Gitarren, Helloweens Markus Großkopf für den Bass und Alex Holzwarth (Sieges Even/Rhapsody Of Fire) für die Drums. Doch erwecken erst die unterschiedlichen Sänger das Projekt zum wahren Leben. Diese Namen lesen sich wie das Who-Is-Who der Hardrock- und Metal-Szene.
Tobi stehen David DeFeis (Virgin Steele), Oliver Hartmann (At Vance), Sharon Den Adel (Within Temptation), Rob Rock (Ex-Impellitteri/Axel Rudi Pell), André Matos (Ex-Angra), Timo Tolkki (Stratovarius), Kai Hansen (Gamma Ray) und sogar Michael Kiske (Ex-Helloween) zur Seite. Nicht weniger wichtig als die musikalische Umsetzung ist natürlich auch das textliche Konzept, das eine sehr phantasievolle Geschichte um die Welt Avantasia erzählt, die Elfen, Zwerge und alles, das dazu gehört, bevölkern.
Der Scheibe "The Metal Opera Part I" voraus geht die Single "Avantasia", die schon einen guten Vorgeschmack auf das fertige Album bietet. Dieses erscheint 2001 über AFM Records und schafft auf Anhieb den Sprung in die Charts. Die Scheibe kommt wenig später über Century Media in den Staaten heraus und muss sich auch dort nicht verstecken. Da die Story um den jungen Dominikaner-Novizen Gabriel Laymann von Anfang an auf zwei Alben ausgelegt ist, folgen den ersten 13 Songs ein Jahr später auch schon die nächsten.
"The Metal Opera Part II" greift im Groben auf die gleichen Beteiligten zurück, doch mit Bob Catley (Magnum) stößt noch ein weiterer Sänger und mit Eric Singer (Ex-Kiss) ein zusätzlicher Drummer dazu. Mit der Veröffentlichung der Scheibe ist die Sache eigentlich abgeschlossen, Live-Aktivitäten waren von Anfang an nicht geplant. Allerdings wird Tobi sowohl von Fans als auch seitens der Presse immer wieder auf Avantasia angesprochen und um ein weiteres Album gebeten. Irgendwann lässt er sich schließlich breitschlagen und bestätigt Ende 2006, er arbeite genau daran.
Das hat textlich allerdings nicht mehr viel mit den beiden Vorgängern zu tun. Auch musikalisch gibt es einige Neuerungen. Als Gastmusiker beteiligen sich dieses Mal Alice Cooper, Jorn Lande (Masterplan), Roy Kahn (Kamelot) und erneut Bob Catley und Michael Kiske. An den Instrumenten geben derweil Rudolf Schenker (Scorpions), das Produzententeam Sascha Paeth und Miro, Michael Schenker und diverse andere ein Gastspiel ab.
Mitte November erscheint in Form von "Lost In Space (Part 1&2)" schon ein Vorgeschmack als Single, der auch direkt in die Top Ten der deutschen Charts einsteigt. Das Album mit dem Namen "The Scarecrow" folgt im Januar 2008. Da etwas zeitgleich von Ayreon "01011001" erscheint, dichtet die Presse Tobi und Arjen eine gewisse Rivalität an. Die führen beide jedoch ad absurdum, als sie zusammen eine Single veröffentlichen.
Nachdem sich Tobi dazu entschlossen hat, Avantasia weiter am Leben zu erhalten, dreht er so richtig auf. Das Projekt geht ausgiebig auf Tour und sahnt vor allem in Südamerika im großen Stil ab, auch wenn hier nur ein kleiner Teil der Studio-Besetzung dabei ist. Zwei der Headliner-Shows von 2008 (auf dem Wacken Open Air und beim tschechischen Master Of Rock-Festival) erscheinen im Frühjahr 2011 unter dem Titel "The Flying Opera"
An Ideen scheint Tobi keinen Mangel zu haben: Für die nächste Veröffentlichung ist bereits wieder eine Doppel-CD angedacht. "The Wicked Symphony" und "Angel Of Babylon" nennt sich der Doppelschlag, den der Fronter 2010 vorlegt. Auch dieses Mal beeindruckt die Liste an Gästen: Sänger wie Russell Allen (Symphony X), Klaus Meine (Scorpions), Jon Oliva (Savatage) oder Ripper Owens (Beyond Fear, Ex-Judas Priest) geben sich die Klinke in die Hand.
Auf dem Wacken 2011 erklärt Sammet ein weiteres Mal, das Projekt Avantasia sei nun beendet. Mit "The Mystery Of Time" und "Ghostlights" (2016) erscheinen trotzdem weitere Longplayer. Vor allem "Ghostlights" featuret mit Sharon Del Adel (Within Temptation), Geoff Tate (Queensryche), Marco Hietala (Nightwish) und Bruce Kulick (Kiss) erneut prominente Gäste.
Mit dem Album-Opener "Mystery Of A Blood Red Rose" nimmt die Band am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest in Stockholm teil, was der Frontmann mit einem Augenzwinkern sieht: "Jesus ist ja auch immer dahin gegangen, wo die schlimmsten Übeltäter rumgerannt sind, damit er noch ein paar Leute überreden konnte, gut zu sein. Also dachte ich mir: Ich gehe dahin, wo die meisten verloren Seelen in Sachen Musikgeschmack im Publikum stehen, und präsentiere denen mal irgendwas, das sie vielleicht erlösen könnte. Aber man wollte mich die Menschheit nicht erlösen lassen."
In der Folge hat der Hesse genug von der Medien-Maschinerie und zieht sich ein wenig zurück. Allerdings bewirkt der Bau eines eigenen Studios genau das Gegenteil. Sammet widmet sich 2017 zunächst einer Edguy Best-Of ("Monuments") und geht danach direkt über zur Ausarbeitung der Ideen für "Moonglow". Die autobiographischen Bezüge verpackt er in eine gewohnt manieristische Story mit starken Fantasy-Bezügen. Auf dem Longplayer geben sich alte Bekannte wie Lande, Tate und Catley sowie einige neue Gesichter wie Hansi Kürsch (Blind Guardian), Mille Petrozza (Kreator) sowie Candice Night (Blackmore's Night) die Klinke in die Hand.
Was kann es Besseres geben als mit den größten Heavy Metal-Sängern der Gegenwart auf einer Bühne zu stehen und erfolgreiche Platten zu produzieren? Nichts, findet Sammet.
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