Fehlende Debatte?
Ob die kritisierten Textzeilen aus dem frisch Platin-veredelten "JBG3" nun Ausdruck von Antisemitismus oder einfach nur schlechtem Geschmack und fehlendem Zartgefühl sind, oder solches als "Teil von Raps Battle-Natur" verstanden und hingenommen werden muss, daran scheiden sich gerade die Geister. Auf jeden Fall brachten sie in den letzten Tagen das Thema Judenfeindlichkeit im (deutschen) Rap aufs Tapet. Dass, wie Jens Balzer im Deutschlandfunk bemängelt, "dann auch keine Debatten entstehen um solche Textzeilen", kann ich irgendwie nicht beobachten: Jeder und seine Mutter debattiert das doch jetzt gerade.
Eine Dokumentation zum Thema hatten wir unlängst erst. Die Frankfurter Rundschau schreibt von der "Avantgarde der Verachtung". Von der Juice, rap.de und hiphop.de über die Welt zu FAZ, Süddeutsche und Spiegel ist das Thema (hust) Thema.
Finde ich grundsätzlich gut und wichtig, erscheint mir in der Masse jetzt aber auch wieder reichlich hysterisch und in der Fixiertheit auf eine einzelne dämliche Zeile dem Ernst der Lage auch nicht unbedingt angemessen.
Immerhin Sun Diego/SpongeBozz dürfte sich freuen, bekommt er doch so gleich wieder Gelegenheit, als Experte aufzutreten: "Ich als Jude", sagt er, "hätte diese Zeile niemals gerappt." Trotzdem halte er Farid Bangs Line nicht für antisemitisch, sondern für einen "geschmacklosen Vergleich".
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