Wachgerüttelt
Auch von Seiten russischer Kollegen regt sich Protest. Morgenshterns blutiges Video zu "12" haben wir ja bereits gesehen. Wir gucken uns das trotzdem noch einmal an ...
... um uns danach den kundigen Ausführungen von Daniel Gerhardt zu folgen. Der Kollege erklärt in der Zeit - hier entlang! - auch den Hintergrund des Rappers und seine offensichtliche Wandlung von einer Witzfigur zu einem Künstler mit Message und Mission.
"Morgenshtern verbindet sein bisheriges Künstler-Ich in '12' mit einem Sendungsbewusstsein, das zumindest in seiner Entschlossenheit neu ist für den Rapper", schreibt Gerhardt. "Er verkompliziert sein Werk und die eigene Kunstfigur, lässt Brüche und Widersprüche entstehen, wie man sie immer dort findet, wo es in der Popmusik interessant wird. Einerseits ist '12' nahezu unaushaltbar zynisch: Der Rapper fragt sich, was wohl der Kriegsausbruch für den Marktwert seiner Diamanten bedeuten könnte und jammert darüber, dass man sich heutzutage nicht mal mehr im Bentley ungestört einen blasen lassen kann. Andererseits rechnet Morgenshtern einer Riege von 'Bossen' vor, wie sie ihre Untertanen 'ins Schlachthaus' führe. Das ist zunächst einmal eindeutig, dann aber auch nicht, denn Morgenshtern richtet diese Worte nicht nur an Russlands Reichste und Mächtigste, sondern ebenso an sich selbst. Gehört er nicht auch zu jener 'noblen Gesellschaft', die sich am eigenen Reichtum berauscht? Ist er nicht selbst ein angehender Oligarch, der sein Geld zwar nicht mit dem Export schmutziger Rohstoffe, aber dafür mit schmutzigen Texten verdient?"
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