Das Sido-Thema
Ich habs in der Review schon geschrieben: Ich bin überrascht davon, wie gut dieses neue Sido-Album für mich funktioniert hat. Nicht nur, weil der Kerl das alles sehr ernst und aufrichtig gemeint zu haben scheint, sondern auch, weil ich es als einen der sehr seltenen Fälle empfunden habe, in der Deutschpop-Produktion sinnvoll und effizient eingesetzt wurde. Vor allem, weil man merkt, dass Sido und dieses Anliegen genug Respekt genossen, um mehr als Dienst nach Vorschrift von der Maschine zu bekommen.
Deswegen hat es mich doch ein bisschen gewundert, dass die Meinung zu "Paul" auch im laut.de-Forum so einstimmig negativ dagegen gestanden hat. Klar, ich check' die Resonanz, dass diese Art von glattgeleckter Produktion es in mancherlei Hinsicht nicht für jedermann tun wird. Ich glaube tatsächlich auch, dass die ganze Promo, die da hingeführt hat, nicht unbedingt produktiv war. Dani hat vorletzte Woche schon über den gigantischen Interview-Run gesprochen, ich hab' das alles ehrlicherweise komplett ausgeblendet und das Album absolut jungfräulich gehört. Jetzt habe ich mich im Nachhinein doch noch einmal hingesetzt, ein paar Interviews und Musikvideos geguckt und verstehe das ein bisschen besser.
Sido hat sich dem Thema schon mit einer etwas schwerfälligen Gravitas genähert. Was ich beim Album überhaupt nicht finde, kommt mir da auch so vor: nämlich, dass sich das ganze ziemlich offensichtlich dem Zeitgeist anbiedert. Wichtiges Thema, bla, erwachsenes Album, bla, das wirkt wirklich alles wie diese Fabian Römerisierung des Ganzen, auf die ich auch von Anfang an keinen Bock hatte.
Aber ich weiß nicht, es sind mir wirklich mehr als ein paar Songs sehr positiv hängen geblieben, und Sido mit so viel Überzeugung und Willen rappen zu hören, das hätte ich mir nicht besser von ihm wünschen können. Wie geschrieben, ich glaube nicht, dass dieses Album einem zynischen Ohr gewachsen ist. Aber trotz allem Drumherum, das man durchaus unsympathisch finden kann, würde ich trotzdem noch einmal dafür plädieren, es mit offenen Ohren zu hören und sich darauf einzulassen. Ich glaube schon, dass es ein relativ besonderes Deutschrap-Album ist.
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