Doubletime: Oxxxymiron gegen Putin

Real bleiben?

Vielversprechend klingt auch diese neue Single von Eli Preiss. Die höre ich meiner Erinnerung nach gerade zum ersten Mal, aber bin direkt ein bisschen beeindruckt davon, wie gut ihre Vocals klingen, wie clean sie mit dem entspannten Instrumental arbeitet. Da sind sehr viele Sachen musikalisch richtig gut, ich appreciate außerdem die Wiener Kaltschnäuzigkeit, das kommt alles sehr schön low-key. Auch die Texte: inhaltlich natürlich cool. Gegen toxische Männlichkeit rappen, immer, da stecken auch ein paar richtig treffende Beobachtungen drin, zum Beispiel die Lines über die Real-Life-Rap-Persona-Schere im Game.

Aber Jesses, Dude, dieser Text klingt, als würde jede Person, die ich jemals auf Twitter gesehen habe, rappen. "Lean in der Fanta, und du drohst mit deiner Gang / Doch wird einer von euch gecancelt, seid ihr schnell am Renn'." Was zur Hölle ist das für eine Line? Machst du auch ein Drive-By durch verfeindete Nachbarschaften und cancelst Rapper am Handy vom Beifahrersitz, worauf die sich dann vor der Windschutzscheibe spontan selbst entzünden?

Oder auch so Passagen wie: "Missstände aufzeigen, real bleiben, das war Rap / mit falschen Fakten flexen, Frauen hassen, das is Trap." Wo kommt diese Boomer-Energie auf einmal her? Eli, ich hasse es, das zu sagen, aber Rap war früher weder groß authentischer noch weniger frauenfeindlich. Und machst du nicht selber gerade Trap?

Ach, ich weiß nicht. An sich supercool, dass sie feministische Ideen in Rapform bringt. Sie hat definitiv Ausstrahlung und Delivery, um das cool zu machen, und musikalisch scheint sie ziemlich begabt. Aber ich hoffe, sie kriegt dieselben Themen noch einmal eine Nummer weniger plump zusammen. Plus: Für einen Song namens "Glühheiße Wüste" hätte man ein paar mehr "Mario Kart"-Referenzen unterbringen können.