laut.de-Biographie
Eli Preiss
Für den deutschsprachigen Raum ist es fast schon peinlich, dass ein Großteil der prägenden Talente des Hip Hop-Genres nicht aus dem Land stammen, in dem 82 Millionen Menschen wohnen, sondern aus der benachbarten Alpenrepublik mit dem liebenswerten Dialekt. Yung Hurn, RAF Camora, MoneyBoy, Crack Ignaz: Die Liste österreichischer Überflieger ist lang, und mit Eli Preiss erhält sie nun auch weiblichen Zuwachs.
Preiss erblickt 1998 als Tochter eines Bulgaren auf Zypern das Licht der Welt, sie zieht aber schon im Kindesalter mit ihrer Mutter und Schwester ins österreichische Kärnten. Dort macht sie ihre Schwester in jungen Jahren mit der R'n'B-Kultur aus Übersee vertraut. Auf ihren iPod stolpert man unter anderem über Destiny's Child, Justin Timberlake oder Christina Aguilera. Der Funke springt schnell auf Eli über, die, wie sie in einem Interview mit Diffus erzählt, als Kind von anderen förmlich davon abgehalten werden muss, nicht bei jeder Gelegenheit ihren Gesang unter Beweis zu stellen.
Trotz ihrer Kindheit in Kärnten, ist es für die Österreicherin eine lange Zeit unvorstellbar, Musik auf deutsch zu veröffentlichen. "Es gab für mich immer nur diesen harten Deutschrap, oder man hat halt auf englisch was gemacht", erzählt sie Diffus weiter. Über Liebe oder Gefühle auf deutsch zu singen? Unvorstellbar für sie. Auf ihren ersten Veröffentlichungen, die versuchen möglichst genau den R'n'B ihrer Vorbilder zu emulieren, singt sie dementsprechend auch auf englisch.
Der Wendepunkt ist ein Konzert von RIN, seine Musik beweist Preiss, dass Emotionen und Verletzlichkeit im deutschen Hip Hop-Kontext zumindest peripher stattfinden können. Mit diesem Fundament, will Preiss diese Kerbe noch weiter ausdefinieren, noch emotionaler gestalten. Nach zwölf Jahren in Kärnten kommt ihr der Umzug ihrer Familie nach Wien dafür wie gelegen.
In der Hauptstadt lernt sie schnell eine ganze Riege an spannenden Nachwuchs-Produzent*innen kennen, außerdem bandelt sie mit der an Aufmerksamkeit gewinnenden Boloboys-Crew an. 2020 veröffentlicht sie mit "Noch Down?", die erste Single in ihrer Muttersprache, und sorgt auf Anhieb für Wellen in der österreichischen Underground-Szene. Press schmiedet das Eisen, solange es noch heiß ist, und legt wenig später mit "Moodswings" ihre erste deutsche EP nach. Im Jahr darauf lässt sie dieser in Windeseile mit "F.E.L.T." und "Wie Ich Bleib" weiteres Material folgen.
Die Heirat von modernen Hip Hop-Elementen und R'n'B gelingt ihr darauf mit solcher Leichtigkeit, dass es nicht lange dauert, bis sich Preiss ihren ersten Plattenvertrag unter die Nägel reißt. Sie unterschreibt bei der Universal-Tochter Mom I Made It, wo sie inmitten von weiteren vielversprechenden Signees wie Lent oder Gola Gianni in bester Gesellschaft ist.
Der sich über zwei Jahre lang fortdauernd aufbauende Hype kulminiert 2022 im Release ihres Debüt-Albums "LVL UP", dass sie nochmals in einem anderen Licht zeigt, als ihre bisherigen Veröffentlichungen. Videospiel Referenzen en masse treffen auf empowernde Trap-Hymnen, verletzliche Balladen und nostalgische Rave-Instrumentals. Es ist der letzte Schritt in der Emanzipation von ihren amerikanischen Idolen, das buchstäbliche Erreichen eines neuen Levels, nicht für sie persönlich, auch für deutschen R'n'B als Ganzes.
Noch keine Kommentare