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Juni: Alben / International

Yo Grandma Fromm: Der Juni war mal ein echt ergiebiger Release-Monat, da kann man wirklich nicht meckern. Mein Favorit international bleibt aber BERWYN. "Tape 2 / Fomalhaut" mag kein Rap-Album im klassischen Sinne sein, ist von der Herangehensweise und der Thematik aber so Hip Hop, wie irgendetwas nur sein kann, und hat mir außerdem das große "Kiss Land"-Gefühl zurückgebracht: die Hoffnung, dass R'n'B doch viel mehr sein kann als schmierige Schlafzimmerschnulzen. (Ganz nebenbei bemerkt drückt wie ein Stein auf mein Gewissen, dass ich mit dem Mann ein Interview geführt, aber niemals verschriftlicht habe. Wollt ihr das noch lesen, auch wenn das Gespräch jetzt schon Monate zurück liegt?)

Dieser Yannik™: Ich verstehe überhaupt nicht, was dein Problem mit schmierigen Schlafzimmerschnulzen ist. Wurde Musik nicht mehr oder weniger dafür erfunden? Naja. Witzigerweise sind mit "Planet Her" von Doja Cat und "Call Me If You Get Lost" von Tyler The Creator im Juni gleich zwei der größten Alben des Jahres erschienen. Ersteres hat mich in der Hoffnung bestärkt, dass auch Hip Hop bald endlich nur noch schmierige Schlafzimmerschnulzen sein kann, und zweiteres hat natürlich all die kritischen Lorbeeren geerntet. Mirco, ich hab' dich neulich ja erst gefragt, wie das bei dir gealtert ist, weil ich einen Moment lang ein bisschen daran gezweifelt habe. Aber, doch, das kann definitiv etwas. Ich mag die Mixtape-Ästhetik, ich mag die langen Songs, und die Features sind auch richtig clever gewählt. Als Synthese aus vielen Schritten seiner Karriere mit Art Hoe-Ästhetik und Hip Hop-Nerderei geht das immer noch fantastisch von der Hand.

Freshman Mirco: Würd' ich so unterschreiben. Bei mir reift es sogar mit jedem weiteren vollen Durchlauf zum insgeheim besten Album in Tylers Diskographie heran. Da ist trotz der Länge wirklich kein Gramm Fett dran. Das Tyler sowohl rappen als auch singen kann, wissen wir schon lange, aber noch nie hat er beides zu gleichen Teilen so beeindruckend verheiratet wie hier.

Zu einer Vermählung der ganz anderen Sorte lud uns auch Backxwash mit ihrem Debüt "I Lie Here Buried With My Rings And My Dresses" ein. Da treffen rumpelnde Klangwelten aus Industrial und Metal auf experimentellen Hip Hop mit lyrischen Tiefgang, der emotionale Rundumschläge verteilt. Eine LP, die mich, egal, wie oft ich sie auch höre, jedes Mal aufs neue wieder auf die Matte schickt. Eine musikalische Katharsis der besonders destruktiven und nachgehenden Art, die mich dieses Jahr wunderbar darüber hinwegtröstete, dass wir nix Neues von Clipping. zu hören bekamen.

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