Oktober: Alben / Deutsch
Freshman Mirco: Das ist wieder einer dieser Monate, in denen peinlich offensichtlich wird, wie schlecht es um die deutsche Szene steht. Neben offensichtlichen Rohrkrepieren wie Massiv, Manuellsen, Kalim und Kollegah, scheitern selbst eigentlich zumindest ansatzweise interessante Gestalten wie Marteria und RIN daran, ein Album zu machen, das mein Interesse länger als einen Hördurchlauf aufrecht halten kann. Nicht, weil die Ideen fehlten, sondern einfach, weil es an der Umsetzung mangelt. "Kleinstadt" war schon in Ordnung, schmeißt aber so viele Ideen in einen Topf, dass am Ende irgendwie keine so wirklich hängenbleibt, und "5. Dimension", ging stellenweise noch waghalsigere Wege, hatte aber bis auf die wunderbar verstrahlten Produktionen von DJ Koze und das großartige "Traffic" noch weniger zu bieten.
Yo Grandma Fromm: Ja, das war ein eher schwieriger Monat, das stimmt schon. Wobei ich sagen muss, dass mich Massiv und Manuellsen, von der unsäglich kitschigen Hook abgesehen, mit "Heimatland" recht unerwartet doch ziemlich erwischt haben. Die klassische Fremd-im-eigenen-Land-Thematik haben sie da textlich und vor allem visuell verdammt gut auf den Punkt gebracht. Auf Albumlänge hat mich die Kombination aber trotzdem nicht gefesselt. Was durchaus auch daran liegt, dass ein Album lang Manuellsen einfach sehr viel Manuellsen bedeutet.
Dieser Yannik™: Mit Marteria konnte ich witzigerweise noch mehr anfangen als ich dachte. Die Produktion klang halt doch ganz geil, seine Stimme angenehm, und auch, wenn ich mich nicht mehr an jeden einzelnen Song erinnere, waren da doch ein paar Nummern dazwischen, die mir gefallen haben. Außerdem sei jeder deutsche Rapper mit einem eigenen Sound einfach mal wertgeschätzt. Einen internationalen Marteria gibt es einfach nicht. Gegenteiliges empfinde ich tatsächlich bei Rin, der mir dieses Jahr mehrmals als deutscher Drake verkauft werden sollte - und etwas so Deutschenfeindliches habe selbst ich noch nicht gehört. Der Junge mag ja ein sympathischer Typ sein, aber eine Breitseite Cosplay-Raps in teils erbarmungswürdig mittelmäßiger Ausführung und einer Tiefe, die die amerikanische Top 100 nicht überschreitet, kann einfach nicht unsere kommerzielle Speerspitze sein.
Noch keine Kommentare