Oh.
Bevor wir jetzt aber zu optimistisch mit der Welt werden, habe ich aber eine ganze Menge neuer Songs in petto, die uns daran erinnern werden, dass es hier immer noch Good Ol' Deutschrap ist und wir dem Blödsinn alsbald nicht entkommen werden. Aber hey, zumindest halten die Stars es jetzt realistisch und biedern sich dem Amirap so direkt an, dass es fast schon weh tut.
Vor allem, wenn es so offensichtlich macht, was die Vorbilder können, was man selbst nicht kann. Fangen wir mit dem Positiven an, denn die Beatselektion auf dieser neuen Luciano-Single ist super. Holzbläser sind seit je her das geheime Feuer der Trapbeats und die Produktion mitsamt Mixing ist hier ausgesprochen gut gelungen. Wenn man sich dann aber einen Verse von Lil Baby einkauft, dann muss man eben auch damit rechnen, sich an ihm messen zu lassen. Und gut, machen wir ein kleines Fass auf.
Auf den ersten Blick kann Lil Baby ja eigentlich nichts Spektakuläreres oder ist in nichts exorbitant besser als Luciano oder Ufo. Er rappt in der Form die gleiche Art Flows, er redet austauschbaren Blödsinn und scheint nur so semi-motiviert, überhaupt da zu sein und guckt deswegen im Video auch immer wieder etwas verwirrt auf die beiden aufgekratzten Dudes, die ihn bezahlt haben, da zu sein. Was er aber hat, das ist ein gewisses Charisma. Es liegt ein unterschwelliges, aber spürbares Bravado darin, wie er sich gibt, wie er Kamera-präsent ist und vor allem, wie mühelos und intuitiv sein schnatternder Flow sich dem Beat anpasst. Da ist ein Gefühl von Aptum und Schönheit in dem, was er macht. Und das sehe nicht nur ich so, sondern auch der Kameramann hat scheinbar deutlich mehr Spaß daran, den perplex herumsitzenden Baby zu filmen oder ins Video zu schneiden, als die beiden anderen Schwachmaten.
Die hopsen und grölen nämlich grobschlächtig und trampelnd über den wunderbaren Beat und finden überhaupt keinen Berührungspunkt. Sie tragen die Trap-Flows genau, wie sie die Markenklamotten tragen. Weil man es so macht. Das ist dann wunderbar, dass sich Luciano ein schlecht sitzendes Fendi-Shirt in Mailand gekauft hat oder das Wort "Drip" achtzig mal pro Song verwendet. Es ist im Grunde immer noch nicht besonders weit entfernt von der Moneyboy-Schule von "Ich mache jetzt einfach, was die Amis machen, ohne zu verstehen, warum sie es machen und bestenfalls funktionieren die Tricks dann soweit, dass meins auch ein bisschen catchy ist". Aber seien wir ehrlich, an aktuellem Deutsch-Trap ist zumeist nichts schönzuschreiben. Während die Amis entwickeln und verstehen, pausen wir ihre Skizzen mit Augenbinde ab. Und da bleibe ich persönlich dann doch lieber beim Original.
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