Seite 16 von 24

Nicht rechtens

Eine weitere Facette dieses 'Kriegs' der amerikanischen Politk gegen Drill respektive gegen Hip Hop als Ganzes findet sich in der Nutzung von Texten als Beweismaterial vor Gericht. Zuletzt wurde diese Sachlage unter anderem Rappern wie T-Kay oder Bobby Shmurda zum Verhängnis, auch im bevorstehenden Prozess gegen Young Thug und YSL sollen die Texte der Rapper zu deren Verhaftung beitragen.

Nachdem sowohl Rapper wie auch Juristen in Vergangenheit dieses Vorgehen scharf kritisiert hatten, wurde nun ein Gesetztesentwurf eingereichet, der die Verwendung von Texten als Beweismittel zukünftig regulieren soll. Der "Restoring Artist Protection Act", kurz "RAP-Act", soll die Entscheidung, ob und in welchem Kontext der Inhalt von Songs als Beweismittel angeführt werden darf, einer öffentlichen Jury entziehen. Stattdessen sollte dies in speziellen Fällen in einer Anhörung abseits der Gerichtsverhandlung stattfinden. Ein weiterer Aspekt des Gesetzes besteht darin, Rap-Texte nur als Beweismittel zu erlauben, wenn sie den Fall um neue Befunde berreichern. Sie dürfen also nicht benutzt werden, um bereits bekannte Fakten weiter zu untermauern.

Die Vertreter Hank Johnson (Georgia) und Jamaal Bowman (New York) des Repräsentantenhauses der Verinigten Staaten reichten den Gesetzesentwurf ein. Bowman äußerte sich wie folgt dazu: "Rap is free speech. Rap is art. Rap is journalism and everything in between. We don't criminalize free speech. We don't criminalize art. We don't criminalize journalism, and so we shouldn't be criminalizing rap lyrics."

Insbesondere, da ein Ungleichgewicht zwischen Rap-Musik und anderen, vornehmlich weißen Musikgenres herrsche. Im Metal oder Country würde man zum Beispiel nicht auf die Idee kommen, Angeklagte anhand ihrer Musiktexte zu überführen. Professor Adam Dunbar von der Universität von Nevada führte zur der öffentlichen Wahrnehmung von Rappern und der Wirkung ihrer Texte in einem gerichtlichen Rahmen Experimente durch, anhand derer er die Voreingenommenheit gegenüber Rapper in einem "Three Strikes"-System beschreibt. Zum einen bestehe grundlegend die Annahme, das Rapper gewaltbereitere Menschen seien. Desweiteren werden ihre Texte weitgehend als autobiografisch aufgefasst. In Kombination mit einer Anklage führe das in einem Gerichtsaal dazu, dass die Texte nicht als essentielles Beweismaterial angeführt werden, sondern als Mittel, um den ohnehin bestehenden Bias zu bestätigen.

"That is an aspect of structural racism", sagt Bowman, "It could be even more egregious lyrics in heavy metal and other genres of music, but white men and white people aren't seen in the subconscious of the American people as being criminal, whereas black men historically have been."

Der "New York Bill", auf dem der "RAP Act" aufbaut, wurde zwar vom Senat genehmigt, anschließend jedoch vom Unterhaus abgelehnt. In Kalifornien wurde im August ein ähnliches Gesetz erlassen und wartet aktuell auf die Unterschrift des Gouverneurs. Selbst wenn der "RAP Act" jedoch erlassen werden würde, so gelte es nach wie vor, die viel grundlegenderen Probleme, die dieser Wahrnehmung der schwarzen Bevölkerung zugrunde liegen, zu bekämpfen und zu reformieren.

"How do you invoke race without explicitly invoking race?", fragt Dunbar. "Rap music and attitudes about rap music do that. That's where we see these practices that are ostensibly race-neutral, right? Anybody can be affected by this practice. But it still disproportionately impacts young Black rappers."

Seite 16 von 24

Weiterlesen

2 Kommentare