Doubletime: Wo ist die Szene?!

Bobby Vandamme, Pt. 2

Ich weiß nicht, wie ich das am schonendsten sagen soll, aber: Bobby Vandamme, der nicht gerade wie eine Bank für kreative Innovation aussieht, ist eigentlich ein ... relativ guter Artist? Ja, er hat wirklich nicht gerade die Optik, mit der man Hipster-Cred anziehen würde, und er wird so bald wahrscheinlich auch nicht auf dem Splash! spielen. Aber er will diese Art von Cred offensichtlich gar nicht. Am ehesten errinert er mich tatsächlich an diese kurze Glanzstunde, in der Miami Yacine der eingängigste deutsche Rapper war:

Dieser komische "Ronaldinho"-Song hier zum Beispiel hat fünf Millionen Views. Fünf! Woher tauchen diese Leute denn immer auf?! Das war sein erster Song, goddamnit! Ich habe ihn mit der relativ großen Skepsis angeklickt, die ich jedem nach einem Fußballer benannten Song entgegenbringe. Aber inzwischen bin ich eher überrascht davon, dass dieser Track nicht noch deutlich größer ist.

Ich sage das jetzt liebevoll, aber Bobby Vandamme macht ja schon eher diese Sparte, die man irgendwie "Shishabar-Pop" nennen kann. Das mit einem wirklich treibenden House-Beat zu unterlegen und dann sowohl geile Flows als auch geile Melodien darüber zu kicken, klingt für mich wie ein fantastisches Patent. Seine Vocals kommen ebenso souverän, die Energie bleibt hoch. Das hätte durchaus das neue "Kokaina" sein können.

Auf die Frage, wo dieser Bobby herkommt, müsste man wahrscheinlich dieses Feature benennen. Er hat einmal bei Farid Bangs komischer Talentshow namens "Instalent" mitgemacht, danach war er bei einem Newcomer-Contest namens "Icon 4". Letzteren hat er zwar nicht gewonnen, aber vielleicht gerade wegen seiner Niederlage am Ende eine Menge Sympathie mitgenommen.

Inzwischen veröffentlicht er mit dickem Budget über Epic Records via Sony. Sein Weg sollte selbsterklärend sein. Seinen Hype hat er in meinen Augen tatsächlich verdient, auch, wenn ich hoffe, dass er mehr sein eigenes Ding und weniger Industrie-Politik-Features wie das hier mit Farid machen wird.