Platz 5: "Dauernd Jetzt", 2014
Ob nun zu eigenwillig, zu experimentell und grundlos zu wenig akzeptiert: Nach dem in der öffentlichen Wahrnehmung etwas weniger einschlagenden "Schiffsverkehr" muss in Herbert Grönemeyer für "Dauernd Jetzt" der Gedanke gereift sein: Ab sofort mache ich eben wieder alles. Entsprechend unverkopft und frei von Zwängen kommt Studioalbum Nummer 14 über weite Strecken daher – was wohl auch der Grund dafür sein dürfte, dass es hier fast ausschließlich Tops und Flops, dafür aber wenig Mittelfeld gibt.
"Morgen" ist wieder so eine Debütsingle, die sich als Albumopener brav hinter "Mensch" und "Stück Vom Himmel" einreiht, sein melodiöses Potenzial von Refrain zu Refrain weiter ausspielt und egal ob live, auf Platte oder im Radio einfach nur trägt.
Handgemachter guter Stadion-Pop-Rock, darauf hat Grönemeyer nach wie vor Patent, was auch die folgende "Wunderbare Leere" mit ihrer "Lust an der Planlosigkeit" bestätigt. Selbst der alten Ruhrpott-Thematik haucht Herbie noch mal neues Leben ein: Der von einem E-Drum-Loop getragene Live-Opener "Unter Tage" bietet einen gefühligen Einblick in den früheren Zechenalltag ("Ob ich dich mag / Hat hier kein Gewicht / Wichtig ist / Du ziehst mich ans Licht").
Zu verkopft wird es immer dann, wenn Grönemeyer allzu konkret oder tagespolitisch wird: "Uniform" (Kritik an Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken) und "Unser Land" (selbsterklärend) bleiben dank mangelndem Biss und Humor einfach zu steif, für Dinge wie "Der Löw" (WM-Sieg 2014) wurde später erst das Wort "cringe" erfunden. Zumindest können Amadou & Mariam ihren Namen vom 2006er-"Zeit, Dass Sich Was Dreht"-Debakel reinwaschen: In "Feuerlicht" begleiten sie Grönemeyers Erzählung über afrikanische Flüchtlinge und schließen damit den offiziellen Teil der Tracklist.
Wie schon auf "Schiffsverkehr" versteckt der Halunke einen Teil der besten Nummern unerklärlicherweise im Bonus-Bereich: Dabei sind "Pilot" und "Neuer Tag" zwei der schönsten, introspektivsten Soloklaviernummern seiner jüngeren Diskografie. Auschecken!
Anspieltipps:
"Morgen", "Wunderbare Leere", "Neuer Tag"
Einfach nur why:
"Der Löw"
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