Porträt

laut.de-Biographie

Amadou & Mariam

Die Presse spricht vom "Traumpaar der westafrikanischen Musikszene", in Frankreich werden sie als "Entdeckung aus Mali" gefeiert und mit dem Victoire de là Musique (der französischen Entsprechung zum Echo) ausgezeichnet. Manu Chao zählt zu ihren Bewunderern und produzierte ihr preisgekröntes Album "Dimanche à Bamako". Nachdem sie in Mali schon lange zu den Superstars gehören, ist es Amadou & Mariam im neuen Jahrtausend gelungen, auch in Europa Fuß zu fassen.

Amadou + Mariam: Remix-Album mit K'naan, Akon, Nas u.a.
Amadou + Mariam Remix-Album mit K'naan, Akon, Nas u.a.
Vor dem für 2011 geplanten Zweitling bringen Amadou & Mariam eine Remix-Scheibe an den Start, beide featuren namhafte Gäste.
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Der gemeinsame Weg von Amadou Bagayoko und Mariam Doumbia beginnt Mitte der 70er Jahre am "Institute for the Young Blind of Mali". Amadou verlor sein Augenlicht im Alter von 15 Jahren, Mariam erblindete bereits als kleines Mädchen. Die Blindenschule in Malis Hauptstadt Bamako legt die Basis für ihre Karriere, zunächst sind allerdings Widerstände ganz anderer Art zu überwinden: Die Eltern der Turteltäubchen sind von der Verbindung alles andere als begeistert, da sie für ein blindes Paar nichts als Schwierigkeiten befürchten. Ungeachtet dessen heiraten die beiden. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.

Die Partner haben sich der Musik verschrieben. Zu ihren musikalischen Vorlieben zählen 70er-Jahre-Pop, Electric Blues, Reggae und kubanische Klänge. Amadou spielt seit 1974 Gitarre bei den Ambassadeurs du Motel. Das Orchester unter der Leitung von Kanté Manfila, einem der besten Gitarristen Afrikas, gilt neben der Rail Band als erfolgreichste Musikgruppe Malis; später stößt auch Sänger Salif Keïta zu der Formation. Häufig begleitet Amadou seine Freundin und spätere Frau Mariam bei ihren Gesangsauftritten; Mariam ist vor allem bei traditionellen Feierlichkeiten ein gern gesehener Gast.

1980 verlässt Amadou die Ambassadeurs, um gemeinsam mit Mariam an einer eigenen Karriere zu arbeiten. Zahlreiche Auftritte verhelfen den beiden in ihrer Heimatstadt zu lokaler Bekanntheit, allerdings gibt es zu dieser Zeit in Mali kaum eine Infrastruktur für professionelle Musikproduktionen. Amadou und Mariam entschließen sich zu vorübergehender Trennung von ihren drei Kindern, um in einem Aufnahmestudio in Abidjan/Elfenbeinküste etliche Kassetten aufzunehmen. Tapes stellen, damals wie heute, in Afrika das gängigste Medium für die Verbreitung von Musik dar. Die Bänder enthalten eine ganze Reihe von Songs, die sämtlich spartanisch instrumentalisiert werden. Lediglich Amadous Gitarre begleitet die beiden Stimmen.

Als die zwei von ihrem Aufenthalt in Abidjan nach Mali zurückkehren, sind sie dort bereits landesweit bekannt - was einem eine Ahnung vom Ausmaß des afrikanischen Raubkopierertums verleiht. Obwohl Amadou und Mariam zu diesem Zeitpunkt weder einen Produzenten noch ein Studio an der Hand haben, werden sie trotzdem zu Stars. Ihre erste erfolgreiche Nummer Mitte der 80er trägt den Titel "La Paix".

Den internationalen Markt erobern sie 1998 mit ihrem ersten offiziellen Album. Auf "Sou Ni Tilé" finden sich, aufwändiger orchestriert, etliche Songs wieder, die bereits auf den Bandaufnahmen zu hören waren. Der Schwerpunkt liegt (neben dem Gesang, versteht sich) auf Amadous Rockgitarre. Die musikalischen Einflüsse von Funk, Blues, Reggae und Rock'n'Roll sind ebenso erkennbar wie leichte arabische Einschläge und indische wie kubanische Perkussion. "Sou Ni Tilé" (Tag & Nacht) verbindet westafrikanische Musik mit europäischen Hörgewohnheiten und wird besonders in Frankreich begeistert aufgenommen.

Im darauf folgenden Jahr erscheint "Tje Ni Mousso" (Mann & Frau) und steigt direkt in die europäischen Weltmusik-Charts ein. Trotz westlicher Elemente bleibt die Musik auch auf folgenden Alben stets den westafrikanischen Wurzeln treu, inhaltlich sind Malis Kultur und Gesellschaft allgegenwärtige Themen. Die beiden singen in ihrer Landessprache, aber auch - um ein breiteres Publikum erreichen zu können - auf Französisch.

Die Produktion von "Dimanche à Bamako" (2005) übernimmt Manu Chao, der auch als Gastmusiker in Erscheinung tritt. Chao war bereits zu Zeiten von "Sou Ni Tilé" auf das singende Paar aus Mali aufmerksam geworden und äußerte sich in diversen Interviews begeistert über deren Musik.

Das Album schafft es nicht nur auf Platz vier französischen Charts, sondern macht Amadou und Mariam weltweit zu einem anerkannten Act. So arbeiten sie mit Herbert Grönemeyer an dessen WM-Song "Zeit, Dass Sich Was Bewegt" zusammen, treten in den USA beim Lollapalooza-Festival auf und spielen im Vorprogramm der Scissor Sisters. 2008 erscheint "Welcome To Mali", auf dem Damon Albarn und Keziah Jones einen Beitrag leisten.

2007 bündeln sie 16 Perlen aus ihren ersten Schaffensjahren auf "1990 - 1995: Le Meilleur Des Années Maliennes", über die das Magazin Jazzthing "sparsam, reduziert aufs Wesentliche - ganz für Fans einer Musik, die noch unbekümmert von westlichen Trends lebt", urteilt. Wem das nicht genügt, kann sich mit "L'Integrale Des Années Maliennes" vergnügen, das die Aufnahmen aus dieser Zeit auf fünf CDs aufbereitet. Oder mit "The Magic Couple" (2009), der Best of-Compilation aus den Alben "Sou Ni Tilé", "Tje Ni Mousso" und "Wati". In all diesen Zusammenstellungen fehlen allerdings naturgemäß die Lieder von "Folila", dem Album, mit dem Amadou & Mariam ein Stück weit zu ihren rauen Wurzeln zurückkehren.

Das blinde Paar von Mali sind seit vielen Jahrzehnten als Botschafter der Musik ihrer Heimat und mit dem World Food Programme als Botschafter gegen den Hunger unterwegs. Wünschen wir ihnen in beidem noch einen langen Atem.

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