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Scissor Sisters

Wer denkt, dass der Achtziger-Retro-Hype bereits alles ausgeschlachtet hat, was damals so passiert ist, der soll sich mal diese Version der Village People auf Ecstasy anhören. Zoot Woman machen es 2001 auf die straighte Pop-Art, The Darkness 2003 auf Spandex-Hosen und Def Leppard-Frisuren und 2004 kommen die Scissor Sisters, die das Remake des Teils der Achtziger sind, den man eigentlich selbst damals nicht mehr wirklich gut finden konnte. Ohne Gnade tragen sie grauenvolle Kostüme und zählen Elton John zu ihren größten Einflüssen. Ihre Songs haben keine Scheu vor hämmernden Gitarren-Riffs und schwülstigsten Synthie-Klängen auf Electro-Beats. Das Programm heißt klipp und klar: Musikalische Offenheit.

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Genau deshalb trifft im Jahr 1999 der damals 19-jährige Jake Shears auf den Multi-Instrumentalisten Babydaddy. Ihre gemeinsame Liebe zum ausgefuchsten Songwriting bringt sie dazu, sich in der Musikwelt umzuschauen und gemeinsam erste eigene Songs zu schreiben. David Bowie oder Roxy Music stehen für ihre elektronische Glam-Pop-Version mit einer gehörigen Portion Funkyness Pate. In der New Yorker Schwulen-Szene findet ihre Version von Glam schnell eine Heimat. Die Hipster stehen auf Jakes Falsettstimme, die die Bee Gees herzlich grüßen lässt, sowie auf die extrem sexy angelegte Synthie-Unterstützung und die nicht ganz jugendfreien Texte; Scissor Sisters ist übrigens die Bezeichnung für eine Sexstellung zweier Damen.

Als die Sisters für ihre berauschenden Live-Auftritte, bei denen sie meist recht spärlich bekleidet auf der Bühne dancen, noch die Performance-Künstlerin Ana Matronic engagieren, liegt ihnen schon längst alles zu Füßen, was irgendwie sexy, cool und absolut hip sein will. Die "Queens Of Kitsch", wie sie von einem Kritiker genannt werden, verstärken sich 2001 noch mit Paddy Boom am Schlagzeug und Del Marquis an der Gitarre, bevor A Touch Of Glass Records ihre erste Single "Electrobix" veröffentlicht. Im Zuge des Electroclash-Hypes können die Scissor Sisters (bestehend aus drei Schwulen und zwei heteros) weitere Fans gewinnen, und auch die großen Firmen strecken ihre Finger zum heißen Scheiß aus. Erste Auftritte in der alten Welt folgen.

2004 landen die Sisters mit dem ersten Longplayer im Gepäck erneut in Europa und treten auch in Deutschland auf. Über den Major Polydor erscheint zunächst die zweite Single "Laura". Anfang Mai kommt das komplette selbstbetitelte Album auf den Markt. Mit ihrem schrägem Disco-Sound wollen die Sisters jetzt nicht mehr nur die Gay-Clubs erobern. Ein erster Sprung in den Mainstream ist das Pink Floyd-Cover "Comfortably Numb" als Anheizer-Single. In England gehen sie als Vorgruppe mit den Style-Ikonen von Duran Duran auf Tour und landen prompt in den Top Ten. Ob ein englischer Journalist wohl Recht hat, wenn er behauptet: "The Scissor Sisters are so hip that it hurts"? Die nächste Single heißt jedenfalls "Take Your Mama Out". Im Sommer tritt das Quintett beim Melt Festival an.

Scissor Sisters - Magic Hour
Scissor Sisters Magic Hour
Josh Hommes Support in Ehren: Die Schwestern kämpfen vergeblich um den letzten Hit.
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Im Juni und Juli sind sie wieder in England auf Tour, wo der Hype um die Schwestern gar kein Ende nehmen will. Für ihr Vorbild Elton John spielen sie zwei Gigs im Vorprogramm, ehe sie auf Festivals wie Glastonbury, T in the Park, Roskilde und beim Montreux Jazz Festival die Massen bewegen. Ihr Debüt fährt im Vereinigten Königreich bis 2006 insgesamt neunfaches (!!) Platin ein. Damit sehen in der Jahresabrechnung 2005 arrivierte Kollegen wie U2 und Robbie Williams nur noch die Rücklichter der Schwestern. Bei den Brit-Awards stauben sie drei der begehrten Preise ab und stechen somit die Konkurrenz wie Franz Ferdinand aus.

Nicht genug des Rummels erhalten sie sogar eine Grammy-Nominierung. "Comfortably Numb" steht in der Kategorie Best Dance Record zur Wahl. Anfang 2006 feilen die Sisters an ihrem Zweitling. Am 15. September erscheint nach der Vorab-Single "I Don't Feel Like Dancin'" schließlich "Ta-Dah". Sting versteigt sich sogar zu dem Urteil "wenn Elton doch wieder so singen und Songs schreiben würde wie die Scissor Sisters, dann wäre er endlich weltweit wieder an der Spitze der Verkaufscharts zu finden."

Apropo Spitze der Verkaufscharts. Was den Schwestern vorher nur im Vereinigten Königreich gelingt, schaffen sie jetzt auch auf dem Kontinent. So hüpft die Single nach einiger Zeit in Deutschland tatsächlich auf die vorderste Position und auch das Album überzeugt dank öffentlichkeitswirksamer Auftritte wie bei Thomas Gottschalks Wetten Das...? kommerziell. Ein triumphaler Auftritt reiht sich an den nächsten. Vor allem in England machen sie die ganz ganz großen Hallen voll.

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Doch auch die größte Party und der überschwänglichste Hype finden einmal ihr Ende. Die Band trennt sich 2008 in Freundschaft von Schlagzeuger Paddy Boom und findet in Randy Real Ersatz. Ganze vier Jahre ziehen sich die Scissor Sisters zurück, bevor sie 2010 mit "Night Work" ein Club-Konzeptalbum veröffentlichen. Die Welt ist nicht mehr die Selbe und die Band muss feststellen, dass die Medienlandschaft mittlerweile neue Lieblinge gefunden hat. An den Erfolg der ersten beiden Longplayer kann das Album nicht mehr anknüpfen.

Der Nachfolger "Magic Hour" macht mehr durch einen Werbespot mit Josh Homme, als mit seiner Musik Schlagzeilen. Doch auch wenn die Anerkennung für die Schwestern zurück gegangen ist, ihren Platz in der Musiklandschaft haben sie sich längst erstritten.

"Wir sind immer noch im Rennen", gibt Jake Shears zu Protokoll. "Das macht mich stolz. Ich bin einfach glücklich, dass wir immer noch großartige Songs schreiben und umwerfende Konzerte geben. Wir können den Leuten einfach immer noch etwas Spannendes liefern. Das ist letztlich am wichtigsten und deshalb will ich auch immer wieder musikalisch neue Wege einschlagen". Nichtsdestotrotz kündigt die Band ein halbes Jahr später eine unbefristete, kreative Pause an.

Erst fünf Jahre später meldet man sich mit dem neuen Track ("Swerlk") für eine LGBTQ-Charityplatte zurück. Shears veröffentlicht in der Folge zwei Soloalben (2018 und 2022). Del Marquis veröffentlicht zwei Alben mit seiner neuen Band Slow Knights (2013 und 2015). Babdaddy arbeitet in der Zwischenzeit als Producer und Co-Songwriter für zahlreiche Artists (u.a. Tinashe).

Bis zur endgültigen Gewissheit dauert es bis Ende Oktober 2024: Die Scissor Sisters kündigen ihre Live-Rückkehr für 2025 an - allerdings als Trio mit Jake Shears, Babydaddy und Del Marquis. Ana Matronic und Randy Real sind nicht an Bord, Matronic aus zeitlichen und vertraglichen Gründen: Sie produziert einen Geschichtspodcast.

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Scissor Sisters - Magic Hour: Album-Cover
  • Leserwertung: 2 Punkt
  • Redaktionswertung: 2 Punkte

2012 Magic Hour

Kritik von Sven Kabelitz

Josh Hommes Support in Ehren: Die Schwestern kämpfen vergeblich um den letzten Hit. (0 Kommentare)

Scissor Sisters - Night Work: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2010 Night Work

Kritik von Michael Schuh

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Fotosession für laut.de Die Scissors zur "Night Work"-Promo in Köln 2010.

Die Scissors zur "Night Work"-Promo in Köln 2010., Fotosession für laut.de | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die Scissors zur "Night Work"-Promo in Köln 2010., Fotosession für laut.de | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die Scissors zur "Night Work"-Promo in Köln 2010., Fotosession für laut.de | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die Scissors zur "Night Work"-Promo in Köln 2010., Fotosession für laut.de | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

Live in Köln 2007 Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln.

Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Feuchte-Höschen-Alarm im Palladium: Die Sisters in Köln., Live in Köln 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

Live In Wien Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles.

Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas) Im prächtigen Palais Ferstl gaben die Schwestern alles., Live In Wien | © laut.de (Fotograf: Alexander Cordas)

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