laut.de-Kritik
Josh Hommes Support in Ehren: Die Schwestern kämpfen vergeblich um den letzten Hit.
Review von Sven KabelitzJosh Homme kaufe ich alles ab. Sollte er irgendwann mal mit rasierten Händen Modeschmuck auf Juwelo TV anbieten, meinen Anruf hat er sicher. Dafür geübt hat er bereits mit seinem Werbespot für "Magic Hour". Um es vorab zu nehmen: Viel mehr Wert als der genannte Plastikschrott bietet das komplette Album leider auch nicht.
Mit "Baby Come Home" geht es noch recht vertraut in die erste 'Kauf gegen Gebot'-Runde. Das alte Rezept aus Dekadenz und guter Laune zum Honky-Tonk-Piano, das einst "Take Your Mama" und "I Don't Feel Like Dancin'" über den Pop-Standard erhob, funktioniert auch leicht angestaubt noch ganz gut.
Doch die Scherenschwestern sind sich ihrer Sache längst nicht mehr so sicher wie einst. Um ihre Daseinsberechtigung erneut zu erstreiten, holen sie sich Diplo, Pharrell Williams, Calvin Harris und Alex Ridha an Bord. An sich nicht verwerflich, aber leider geht so ein großer Teil des Wiedererkennungswerts der Band einer peruanischen Straßenmusikercombo in der Fußgängerzone gleich flöten.
Mit "Only The Horses" trauen sie sich wie Ben Hur ins Tal der Aussätzigen. Wo sich die Scissors schon mal an diesem unheiligen Ort befinden, an dem sich David Guetta, Rihanna und Justin Bieber trollen, bringen sie gerade noch "Keep Your Shoes" mit an die Oberfläche. Austauschbare Pop-Liedchen, ersäuft in Autotune.
Zum Glück hat "Magic Hour" auch andere Momente zu bieten. Mit "Year Of Living Dangerously" folgt eine nette Ballade, im 80er-Gewand samt Phil Collins-Drumbreak. Nicht aufregend, aber geht doch. Da wir uns schon in den Achtzigern befinden, versprüht "Let's Have A Kiki" den Charme einer Frankie Goes To Hollywood-Maxi. Kein wirklicher Song, eher ein anbescheurtes Spiel mit Anrufbeantworter- und Sprachschnipseln. So abwegig der Track auch klingt, er macht Spaß und bleibt ein einsames Highlight.
"Shady Love" erinnert an eine bass- und fettarme Verbindung aus M.I.A. und Donna Summer. Da kann auch Kritikerliebling Azealia Banks nichts retten. "Self Control" kopiert schamlos den 1990er-House-Hit "Push The Feeling On" von den Nightcrawlers. Als Rufus Wainwright für ganz arg Minderbemittelte versucht sich Jake Shears in "The Secret Life Of Letters" und scheitert selbst daran auf halber Länge. Wer es bis zum Schluss aushält, bekommt mit "Somewhere" noch einen fluffigen Sommer-Hit, irgendwo angesiedelt zwischen Pet Shop Boys und Human League. "Straight Like A Christian."
Jake selbst beschreibt "Magic Hour" als eine ausgelassene Melange, Future-Pop mit satten Beat. Ganz wild und unverfroren soll der Longplayer zwischen diversen Genres hin und her springen. In der Realität bleibt nur eine verzweifelte Ansammlung von Revue-Nummern, die nur die krampfhaften Hoffnung eint, vielleicht doch noch einen letzten Hit darunter zu finden.
3 Kommentare
lol? Dabei machte Josh Homme doch so nen ehrlichen Eindruck auf mich...
Die verdienen eher einen Besuch von Nick Oliverie.
Ob diese Ansammlung von Liedern nun verzweifelt war, ist Ansichtssache.
Also ein paar Schmuckstücke sind schon auf dem Album, aber es hat auch Flauten... wie das Album davor auch