laut.de-Kritik
Zurück zu den harten und melancholischen Klängen.
Review von Toni HennigLord Of The Lost setzten in den letzten Jahren einige Meilensteine. Man sah sie als Support von Iron Maiden. Dem schlossen sich ausverkaufte Headliner-Konzerte, die Teilnahme am Finale des Eurovision Song Contests, der Nummer Eins-Einstieg des glamorientierten Albums "Blood & Glitter" sowie gefeierte Auftritte auf den größten Festivals der Welt an.
Doch anstatt auf der Erfolgswelle mitzureiten, schalten die Hanseaten einen Gang herunter und treten nun mit "Opvs Noir Vol. 1", das den Auftakt zu einer Trilogie bildet, eine Rückreise in das dunkle Innere der Band an. Mit dabei: Der neue Gitarrist und Keyboarder Benjamin Mundigler, der sich letztes Jahr der Formation anschloss, sowie zahlreiche Gäste. Teil 2 soll im Winter diesen Jahres erscheinen, Teil 3 im Frühling 2026.
"Bazaar Bizarre" stellt trotz gelegentlicher Doublebass-Einschübe eine getragene und nachdenkliche Angelegenheit dar, verfeinert um sinfonische Elemente. "My Sanctuary" bietet eingängiges und geradliniges Goth-Rock-Programm, während man mit "Light Can Only Shine In The Darkness" ein Duett zwischen Chris Harms und Sharon den Adel von Within Temptation geboten bekommt, das mit seiner Mischung aus typischen Lord Of The Lost-Klängen und modernen Alternative Metal-Einflüssen voll ins Schwarze trifft.
"I Will Die In It" mutet mit finsteren Orgelsounds und harten Riffs geradezu apokalyptisch an. "Moonstruck" lebt von den Chortönen von Stimmgewalt und erinnert mit kreisenden Piano-Klängen und zwischenzeitlichen Shouts Chris Harms' an Cradle Of Filth zur Zeit um die Jahrtausendwende. In "Damage" lebt die Band zusammen mit Whiplasher Bernadotte von Deathstars ihre elektronisch rockige Industrial-Seite aus.
"Ghosts" erweist sich als treibender, harter Track, den Tina Guo mit ihren Cello-Sounds atmosphärisch enorm aufwertet. "Lords Of Fyre" stimmt mit den Klängen und den Vocals von Feuerschwanz auf die Liveshows ein. In "The Things We Do For Love" betonen die Hanseaten ihre hymnischen Midtempo-Qualitäten. "The Sadness In Everything", ein Duett zwischen Chris Harms und der Sopranistin Anna Maria Rose (Ex-Pirate Queen), pendelt zwischen erhabener Melancholie und sinfonischer Härte und geizt nicht mit schweren Riffs und düsteren Shouts. Mit "Dreams Are Never Alone" kommt die Platte ruhig und zuversichtlich zum Abschluss.
Lord Of The Lost lassen den Glam des Vorgängers außen vor und besinnen sich wieder mehr auf ihre melancholischen und harten Tugenden, ohne Weiterentwicklung vermissen zu lassen. Auf die beiden anderen Teile der Trilogie darf man gespannt sein.
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