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12. Jesus Is King

Ich weiß nicht, ob sich noch jemand erinnert: Ich habe seinerzeit "Jesus Is King" von Kanye West tatsächlich vier von fünf Punkten gegeben. Jetzt siedele ich die Platte doch als seine schlechteste an. Das lässt nur zwei Schlussfolgerungen zu: Zum einen bin ich ein so verblendeter Fanboy, dass der Mann veröffentlichen könnte, was auch immer er will, und ich würde es trotzdem mit Handkuss kaufen. Zum anderen ist selbst die miesteste Seite von Kanye West immer noch zu interessant, um sie mittelmäßig zu nennen. Ich stehe nämlich bis heute zu Review und Wertung, auch wenn ich selbst wenig habe, um das Album objektiv zu verteidigen.

Es ist irgendetwas am Pacing, irgendetwas in den doch faszinierenden Sound-Designs, die Gospel und Pi'erre Bourne, "The Life Of Pablo" und "Late Registration" zusammenbringen. Jede Nummer kling so skizzenhaft, die Übergänge sind teilweise roher als Sushi, und im Grunde folgt "Jesus Is King" von vorne bis hinten keiner Logik, außer einem manischen christlichen Fanatismus-Trip seines Rappers. So viel, wie man objektiv an diesem Projekt kritisieren kann, allein als Faszinosum ist es wahnsinnig wiederhörenswert.

Würde ich es noch einmal bewerten müssen, würde ich mich wieder der Spaltung stellen, dass ich jedes Problem des Albums genauso sehe und wahrnehme, aber mein subjektives Empfinden nicht ausblenden kann. Ich mag dieses Album trotz oder vielleicht wegen all seiner Schwächen. Trotzdem hat ein so zerrissenes und fragmentiertes Versatzstück von einem Projekt das kurze Ende der Diskographie gezogen. So viel Klarheit im Kopf bleibt dann sogar mir.

Beste Songs: "Selah Follow God", "On God", "Use This Gospel"
Schwächste Songs: "Everything We Need", "Hands On", "Jesus Is Lord"
Größter Kanye-zismus: "Closed on sunday / You're my Chik-Fil-A."

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