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"Da Ich Morgens und Moosgrün..."" vs. "Analphabetapolothology"

Das Buch: Friederike Mayröcker - "Da Ich Morgens Und Moosgrün. Ans Fenster Trete"
Das Album: Cap'N Jazz - "Analphabetapolothology"

Warum passt es?

Mayröcker gehört zu diesem völlig unlesbarem Schlack des Suhrkamp-Cores, bei dem man sich desorientiert durch die ersten fünf Seiten blättert und nicht einen Anhaltspunkt mehr hat, ob man mit dem Lesen gerade seinen Seminar oder sich selbst beeindrucken möchte. "Da Ich Morgens Und Moosgrün..." ist eine besonders scheußliche Avant-Garde-Monstrosität, die ich mir in einem unluziden Augenblick der Selbstüberschätzung angeschafft habe und dann zwei Jahre in meinem Schrank ignorierte. Immer, wenn ich sie doch stemmen wollte, kam sie mir wie ein schwer dressierbarer Hund vor, dem ich Musik-Leckerlis hinwarf, aber der mir trotzdem nur immer weiter sperrige Sätze und Verweigerung von Grammatik auf den Teppich pisste.

Irgendwann habe ich gemerkt: Meine Form der Ehrerbietung war einfach falsch. Ich habe diesem zugeschrieben literarischen Genius zugeschriebene Musikgenies in den Nacken gepackt, ich habe es mit Radiohead, Pink Floyd und motherfucking Mozart beworfen, als sei ich wirklich von allen guten Kaspern verlassen. Was Mayröcker am Ende für mich nicht nur erträglich, sondern regelrecht genießbar gemacht hat, war, es nicht so ernst zu nehmen. "Analphabetapolothology" von Cap'N Jazz ist suffgröliger Emo-Punk unter dem Deckmantel des Math-Rocks, und unter seinem depressiven Bieratem verstecken sich in ziellosen Rants kleine Momente genuiner Schönheit und Melancholie. Im Grunde funktioniert das Buch genauso. Diese viel zu kluge Frau klugt einen unentwegt an - und ab und zu ist da ein Wort-Gebilde, so völlig geil, dass es die letzten zwei Seiten Verwirrung vollkommen wert war.

Leseprobe: (Anm: Das sind keine Zeichenfehler, ich hab das alles Buchstabe für Buchstabe abgeschrieben, sie schreibt einfach so)

Ich hatte sie in der Wohnung verloren sie waren verlorengegangen ich konnte sie nicht wiederfinden sie waren ein Teil v.mir aber die Sätze waren verlorengegangen, lasse ich mein Auge auf den Konturen meines Zimmers ruhen finde ich die entlegendsten Gegenstände wieder, auch solche die ich gesucht hatte, der Einzian ach wie fiebert er meinen Worten entgegen, man sagt Abendrot aber Morgenröte etc. als wünschte ich an jeder 3. Zeile um die Straszenecke zu schwenken, es löffelte so silberblau in der Früh, also im Fenster. Ein biszchen dieses aufgeblähte aufgebüschelte sitzt man mit Freunden zusammen so aufgebürstet wie Frisur ....... diese Härchen auf dem Fliesenboden (WC) schon sind die collagierten Bildnisse zu riechen, zum Osterfest ich ihm ein Stehpult schenkte!, an dem er schreiben sollte wie ein Goethe, ach schnäbelte Schnee usw.,
schon kühlt die Erde ab, weisze Wolkenperücke oh Wolkenliebling was mich dauert dein Verschwinden, der Wald dieser
Liebling tief verschleiert verschlossen entschlafen, meine Hand mein Mund, suchen nach dir.......die Erinnerung liebliche, das Moos mit bloszen Füszen, das Moos, ich habe dieses Buch verzückterweise.
Wo find ich Reh bist du Reh? irgend ein Gedicht ist auf dem Boden gelegen: immer diese Worte die mir entschwinden, so, Zünglein es bangt mir um dich, als wäre das entschwundene Wort: die entschwundenen Worte wieder aufgetaucht: es war aber nur ein Hauch oder Wunde,
einmal war der Freund = Leo Navratil, unter den Trauergästen ein anderesmal wurde er selbst begraben

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