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Sahg reden

Eigentlich hätte ich Sahg auch mal nach ihren Weihnachtsritualen befragen können, wenn die Herren schon zu US-Wahl, Metallica-Album, Guns N' Roses-Reunion und R.I.P.-2016 ihren Senf dazugaben. Die Norweger touren gerade mit Opeth durch die europäische Prärie, haben ihr neues Album "Memento Mori" (sehr empfehlenswert, Review hab' ich leider verpennt) im Gepäck und erklärten sich bereit, in München bei Pils und Wein ein paar meiner blöden Feature-Fragen zu beantworten. In den nächsten Wochen hört ihr noch mehr von den Buben. Machen wir mal den Anfang mit ihren Statements zu ein paar recent events, nächstes Mal erfahrt ihr dann, ob sich Olav Iversen und sein Basskumpel Tony Vetaas lieber mit Kamm oder Bürste die Haarpracht richten. Die klassische 5-Fragen-Runde überlasse ich ein paar Klicks weiter heute noch Tourkollege Mikael Åkerfeldt.

Was haltet ihr vom Ergebnis der US-Wahl?

Tony: Oh Gott, lass ihn lieber nicht loslegen ...

Olav: Ich hab' eine Menge dazu zu sagen, versuche aber mal, mich kurz zu fassen. Es ist so bizarr zu sehen, dass Trump tatsächlich gewonnen hat. Es ist ein Witz: Dieses Land ist das mächtigste der ganzen Welt. Und von über 300 Millionen Leuten haben sie ausgerechnet ihn gewählt, es zu regieren und so viel Macht innezuhaben – nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt. Sie haben die größte Militärmacht, immensen politischen Einfluss ... Und sie haben ihn gewählt. Da läuft etwas ziemlich falsch im politischen System der USA. Das ist der endgültige Beweis dessen.

Tony: Die Menschen dort sollten einem echt leid tun. Sie hatten zwei Optionen, von denen die eine schlechter als die andere war.

Olav: Ich glaube, das hat viele Amerikaner in Verlegenheit gebracht jetzt. Aber dass so etwas passieren konnte, zeigt, dass irgendwas ziemlich falsch in ihrem Denken läuft. Das hat auch etwas mit fehlender Kenntnis zu tun. Eine Menge Leute verstehen gar nicht, was sie da getan haben, als sie für Trump stimmten.

Tony: Wir haben ihn im Fernsehen gesehen. Er ist ein Fernsehstar. Für viele reichte das wahrscheinlich.

Olav: Sie haben nicht groß drüber nachgedacht, sondern sind einfach mit dem Strom geschwommen. Für mich beweist das, dass manche Leute einfach nicht in der Lage sind, sich um sich selbst zu kümmern. Traurig, dass ich das denke.

Tony: Wir hatten vor drei Jahren dieselbe Situation in Norwegen, als wir die Regierung dort gewählt haben. Die Rechtspartei hat ziemlich an Macht gewonnen. Sie versprechen Dinge, die sie nicht halten können, sie versprechen einfach alles. Ich hoffe, die Leute lernen daraus.

Olav: Ja, das ist die einzige Hoffnung, die ich habe. Dass die Leute, die Trump gewählt haben, realisieren: "Scheiße, was haben wir getan?" Und dass sie denselben Fehler nicht noch mal machen.

Gedanken zum neuen Metallica-Album, das nächste Woche erscheint?

Tony: Die drei Songs, die ich bereits gehört habe, beeindrucken mich nicht. Ich mochte die erste Single, weil sie zurück zu "Kill 'Em All" kam. Aber ich hab sie ein paar Mal gehört und seitdem nicht mehr ...

Olav: Wir haben sie neulich mit den anderen Thrash-Riesen verglichen, die ja ebenfalls neue Alben rausgebracht haben: Anthrax – großartiges Album, Megadeth – sehr gutes Album, Testament – fantastisches Album. Das alles spielt auf so viel höherem Level als die drei Metallica-Songs, die ich gehört habe. Es ist nicht schlecht, aber irgendwie klingt es, als würden sie etwas versuchen wollen, es aber nicht hinkriegen. Das ist unterdurchschnittlich und einfach nicht gut genug – jedenfalls wenn du sie mit den anderen vergleichst. Aber ich hab' natürlich das ganze Album noch nicht gehört.

(A.d.R.: I know, I'm late. Ob sich die Meinung Sahgs zu "Hardwired..." inzwischen verändert hat, weiß ich leider nicht.)

Ein Wort zur Guns N' Roses-Reunion?

Tony: Interessant. Endlich finden sie wieder zusammen und plötzlich fängt Axel Rose an, für AC/DC zu singen. Was ist denn da passiert?

Olav: Haha, ja, das ist ein komischer Move. Aber nach dem zu urteilen, was ich bisher so davon gesehen habe – auf YouTube und so –, scheint die Reunion wirklich revitalisierend gewesen zu sein. Sie sind wieder on fire.

Tony: Aber gut, es sind auch nur drei Leute, nicht die ganze Band. Es ist die Reunion von Duff, Slash und Axl.

Olav: Ja, aber ich glaube, die drei haben zu etwas zurückgefunden, was sie lange Zeit nicht hatten. Da stimmt immer noch die Chemie. Ich würde sie gerne sehen.

Tony: Ja, ich auch! Aber ich würde liebend gern Izzy Stradlin sehen.

Olav: Und Steven Adler auch. Ich liebe sein Drumming auf dem ersten Album. Er war ja mal kurz dabei, aber ich glaube, er kämpft mit seinen Alkoholproblemen. Aber es wäre fantastisch, wenn sie ihn und Izzy mitreinbringen.

Vor ein paar Tagen starb Leonard Cohen. Welcher Todesfall hat euch 2016 am meisten betroffen?

Tony: Lemmy und David Bowie.

Olav: Ja. Lemmy war schon letztes Jahr, aber nah genug dran. Es ist eine komische Zeit, weil all die Helden, mit denen wir aufgewachsen sind, kommen langsam in dieses Alter und beginnen, zu verschwinden. Das trifft uns schon. Irgendwie ist es, wie ein Familienmitglied zu verlieren. Jemanden, der dein ganzes Leben da und eine musikalische Inspiration war. Irgendwie wartet man bloß auf den nächsten.

Tony: Das waren Ikonen, weißt du? Das waren Götter, als wir aufgewachsen sind. Heute gibt es so etwas nicht mehr. Es kommen keine Neuen nach.

Olav: Das hat auch was damit zu tun, dass es so viele Bands gibt. Nur sehr, sehr wenige können sich als Superstars etablieren. Früher gab es nicht so viele, aber einige stiegen zu Ikonen auf.

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