Metal Lords
Netflix bemüht sich um metallische Nachwuchsförderung. Der Trailer zur vierten Staffel "Stranger Things" packt Distortion und Metalgitarrensolo aus, und dann ist da natürlich der hier schon mehrfach angekündigte, von Tom Morello co-produzierte Coming-Of-Age-Streifen "Metal Lords", der seit dem 8. April auf der Plattform abrufbar ist. Das Positive zuerst: "Metal Lords" integriert in seine Szenerie neben den üblichen Verdächtigen wie Iron Maiden, Metallica und Dio auch nischigere Bands wie Meshuggah, Opeth, Celtic Frost und Emperor. Durch den Soundtrack geistern Mastodon, Pantera und sogar Zeal & Ardor. Letztere vertonen eine Szene, in der einer der Protagonisten zur One-Man-Black-Metal-Band mutiert. Außerdem gibts nette Gastauftritte von Tom Morello, Kirk Hammett, Rob Halford und Scott Ian und böse Lines à la: "Sprichst du von Heavy Metal oder Jungfräulichkeit? Das ist ja irgendwie verwandt."
Während der Film einerseits die Metalszene sichtbar feiert und das langsame Hineinwachsen von Hauptfigur Kevin (Jaeden Martell – der hier aussieht wie ein Mini-Steven Wilson) in seine zunächst unfreiwillige Rolle als Drummer der Metalband Skullfucker relateable rüberbringt, dabei auch an gesunder Selbstironie nicht spart und den ein oder anderen Missstand treffend thematisiert (z.B. Scheuklappen-Denken und verankerter Sexismus), schwenkt er andererseits doch immer wieder in einen herablassenden Ton. Ein Klischee nach dem anderen wird durchgekaut und dabei alles auf Hunter (Adrian Greensmith), Kevins besten Freund und Mental-Mentor, projiziert. Hunter sagt gefühlt keinen einzigen Satz ohne das Wort "Metal", redet nur in Ausrufezeichen, beleidigt Indie-Bands, Kevins Freundin Emily (Isis Hainsworth), seinen Vater und überhaupt jeden, der nicht tut, was er möchte. Er ist ein wandelndes Mittel zum Zweck und ein schlecht geschriebenes obendrein – denn seine im Lauf des Films immer unsympathischer werdende Darstellung sabotiert die parallel ablaufende Entwicklung von Kevin und Emily auf ihrem Weg zum Metal, sodass man sich am Ende fragt: Wollen Regisseur Peter Sollett und Drehbuchautor D.B. Weiss Teenies damit nun Metal näher bringen oder doch eher abschrecken? Dass sie sich nicht entscheiden können, ob sie nun den Weg zweier Bandfreunde porträtieren wollen oder doch lieber eine Teenie-Romanze inszenieren wollen, und ab der Mitte des Films orientierungslos zwischen verschiedenen Handlungssträngen entlangdriften, macht es nicht besser. Genauso wenig, dass am Ende ein Moshpit als genau das dargestellt wird, was er eben nicht ist bzw. sein sollte: Eine Meute um sich schlagender Idioten ohne Rücksicht auf Unbeteiligte. Als Lichtblick entpuppt sich die gen Ende immer stärker eingebundene Isis Hainsworth als Emily mit ihrer schauspielerischen Leistung – und ihrem Cello, das den Coverversionen der Schülerband noch einen gelungenen Hauch von Apocalyptica verleiht.
Noch was Positives: "Metal Lords" dauert nur gut anderthalb Stunden und taugt damit allemal als leichte Unterhaltung. Spaßige Momente gibts trotz der angesprochenen Mangel zuhauf. Also schraubt die Erwartungen einfach ein bisschen runter und hört zur Einstimmung schon mal den von Tom Morello mitgeschriebenen Skullflower-Song "Machinery Of Torment".
Eine ausführlichere, sehr gut auf den Punkt gebrachte Besprechung zu "Metal Lords" lest ihr bei den US-Kollegen von MetalSucks.
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