5 (+2) Fragen an Monika Roscher
Heute unternehmen wir an dieser Stelle mal einen Ausflug. Die Musik der Monika Roscher Bigband als Metal zu bezeichnen, wäre doch etwas weit hergeholt. Weil sich Metal-Elemente trotzdem in den Alben finden, die fränkische Bandleaderin The Dillinger Escape Plan in ihren All-Time-Favorites nennt und alle, die Opeth und/oder Tool hören, unbedingt auch mal bei "Witchy Activities And The Maple Death" (und den beiden Vorgängerplatten) reinhorchen sollten, kamen wir aber einfach nicht drumherum, Roscher ein paar Fragen zu stellen.
1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musikerin?
Das kann ich so genau nicht sagen, hier kommen ein paar Alben, die ich toll finde, es sind aber immer wieder andere. In keiner bestimmten Reihenfolge, und es fehlen bestimmt einige:
Queens Of The Stone Age - "Lullabies to Paralyze"
The Mars Volta - "The Bedlam In Goliath"
Charles Mingus - "Mingus Mingus Mingus"
Modest Mouse - "The Lonesome Crowded West"
The Dillinger Escape Plan - "One Of Us Is the Killer"
Björk - "Vulnicura"
Bernhard Gander / Ensemble Modern - "Take Death"
Carla Bley - "Musique Mecanique"
Igor Stravinsky - "Le Sacre Du Printemps"
Zs - "Arms"
Alfred Schnittke - "Requiem"
Jeff Beck - "Who Else"
2. Auf welche(s) deiner Melodien/Riffs/Lyrics/Patterns bist du am meisten stolz?
Der "Terror Tango"-Schlussteil macht irre Spaß, da spiele ich so ein durchgehendes, eckiges Pattern, drunter fiepen die U-Boote, drüber wälzt sich ein Bläser-Tsunami, Bass und Drums kochen. Die Stelle liebe ich. Oder "Return Of The Witches", die Verzahnung zwischen den Bläsern gleich am Anfang, die liebe ich, das könnte ich eigentlich den ganzen Abend hören, wir haben das mal ne halbe Stunde im Kreis geprobt, das war total cool. Live spielen wir die Stelle auch länger und Tom macht noch Variationen an den Drums drüber.
3. Was sollte sich in der Musikwelt zum Besseren verändern?
Wie überall in der Kunst sollten Leute Musik machen, weil sie Musik lieben, nicht weil sie auf Erfolg schielen. Das gleiche gilt für die Business-Seite. Wir brauchen mehr Menschen mit Leidenschaft und Begeisterung, weniger Zielgruppendenken und Marktanalyse. Das System Streaming sollte den Musikschaffenden dienen und nicht andersherum. Künstler produzieren Songs unter zwei Minuten, weil Spotify das mag. Alben verschwinden, Singles sind das Ding. In den letzten Jahren sind komplett neue Genres entstanden, weil sich damit über Streaming gut Kohle verdienen lässt - das ist alles irgendwie schon sehr pervers.
Die Digitalisierung der Musikwelt ist eigentlich eine großartige Sache (was Nachhaltigkeit, Reichweite und Verfügbarkeit angeht), aber klar ist auch, dass das mit der Vergütung der Musikschaffenden so nicht funktioniert, außer du bist ein Megastar. Das Internet hat da mit der Mischung von Dauerwerbung und Gratismentalität viel Schaden angerichtet. Wir müssen dahin zurück, dass Musik den Leuten etwas wert ist, auch materiell.
4. Was zeichnete die Arbeit an "Witchy Activities And The Maple Death" im Vergleich zu früheren Projekten besonders aus?
Wir mussten gezwungenermaßen in Sections, kleinen Gruppen aufnehmen. Während der Pandemie ging das gar nicht anders. Das war einerseits eine Riesenherausforderung, weil wir bei den anderen beiden Platten ein viel stärkeres Live-Gefühl bei den Aufnahmen hatten.
Andererseits hat das auch ganz viele neue Türen aufgemacht, man konnte sich viel mehr Zeit nehmen, ganz nah heranzoomen, und in der Post-Produktion richtig durchdrehen, was Effekte und Verfremdung angeht. Wir haben viel länger an Electronics gebastelt und getüftelt. Ein Studioalbum ist sowieso eine andere Disziplin als ein Livekonzert, und bei "Witchy Activities..." haben wir uns da komplett reingestürzt.
5. Was ist dir in deiner Musik am Wichtigsten?
Energie, Hingabe, Leidenschaft, Liebe, intime Momente, Urgewalten, Fallenlassen, Antreiben, im Flow mit allem sein, verbunden sein, Team sein, Spaß, Ehrlichkeit, Eins sein.
6. Bitte empfiehl ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte.
Ich empfehle "Der Fänger im Roggen" von J. D. Salinger. Das ist die Liebe zum Leben auf unter 300 Seiten. Am besten auf Englisch oder in der Übersetzung von Eike Schönfeld.
7. Welche Projekte stehen derzeit neben der Bigband für dich an?
Vogelstimmen hören.
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