Musik-Industrie: Online-Protest gegen CD-Steuer

Die deutschen Tonträger-Verbände rufen alle Musikfreunde zu einer Unterschriftensammlung auf. In einer Petition an das Europäische Parlament setzen sie sich für eine Senkung der Mehrwertsteuer auf CDs ein.

Berlin (rai) - Sieh an, die deutschen Phonoverbände können auch anders: Anstatt unentwegt auf 'böse Jugendliche' zu schimpfen, die ihre CDs brennen und MP3s aus dem Internet saugen, haben die Interessenvertreter der Musikwirtschaft zur Abwechslung mal eine sinnvolle Aktion ins Leben gerufen: Seit heute können Musik-Liebhaber im Internet für eine Senkung der Mehrwertsteuer auf CDs votieren.

Im Gegensatz zu Büchern, Zeitungen, Theaterkarten und sogar Kino-Tickets, die als Kulturgut gelten und daher von einem ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent profitieren, werden CDs und andere Tonträger in Deutschland mit einer Mehrwertsteuer von 16 Prozent belegt. So gehen zum Beispiel bei einem CD-Preis von 16,- Euro etwa 2,20 Euro an Vater Staat. Die angestrebte Reduzierung würde dem Musikfreund immerhin 1,24 Euro pro gekaufter CD sparen.

"Einfach ungerecht" findet Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände, die "Diskriminierung von CDs". Sie seien "ebenso Kulturgut wie Bücher und Noten". Sein Verband hat deshalb die europaweite "Aktion 7%" gestartet. Auf der Internetseite www.ifpi.de sammeln die Lobbyisten Unterschriften für eine Reduzierung des Steuersatzes. Auch prominente europäische Bands und Künstler wie Air, Zucchero, Chris de Burgh, Eros Ramazzotti und Gianna Nannini beteiligen sich an der Aktion. Der Verband hofft, dass auch deutsche Stars die Petition unterstützen, die dann den Finanzministern der EU vorgelegt wird.

Das Europäische Parlament entscheidet in Kürze über eine Liste steuerbegünstigter Produkte. CDs sind bislang nicht berücksichtigt. Sollten die EU-Parlamentarier die Tonträger-Begünstigung erlauben, könnte die Bundesregierung die Mehwertsteuer-Reduzierung für CDs beschließen. Die deutsche Kulturstaatsministerin Christina Weiss hatte sich bereits Ende letzten Jahres für eine entsprechende Steuersenkung ausgesprochen.