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Trance Metal

Was ist das? Eigentlich klingt die Kombination aus Techno und Metal gar nicht so fernliegend. Immerhin sind das zwei der größten Genres der Welt, beide können in ziemlich ähnlichen Tempi spielen, beide haben eigenwillige Fan-Gemeinden. Das Problem ist also nicht, dass es fernliegend, sondern eher, dass es furchtbar klingt, Trance-Musik und Metal zu mischen. Warum würde man das tun wollen? Es gibt eine mögliche Antwort: Japan. Tatsächlich sind die meisten Versuche im Trance Metal-Katalog, die ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen haben, aus Fernost. Und hört man sich ein bisschen in das Genre ein, das seit der Mitte der 2000er hier und da ein relativ populäres Album hervorbringt, dann versteht man auch warum. Sogar das erste Babymetal-Album könnte theoretisch in diese Bezeichnung fallen. Die Grundlagenarbeit von Amaranthe und Blood Stain Child klingt nach absoluter AMV-Musik, pures Melodrama mit gutem Handwerk.

Wie war das Album? "Epsilon" von Blood Stain Child ist dementsprechend genau das: Es ist Musik, zu der Naruto gegen Gaara kämpft. Musik für missverstandene 14-Jährige, die alles kaufen würden, auf dem ein paar japanische Schriftzeichen stehen. Also ich. Ich hätte das vor zehn Jahren gehört. Tatsächlich muss ich "Epsilon" abseits der unangenehmen Mischung aus allen spirituellen Techno-Klischees und allen dramatischen Symphonic Metal-Klischees zugestehen, dass es klanglich gar nicht so daneben ist. In der Dreiviertelstunde werden eine ganze Menge Klangideen ausprobiert, die sich der ganzen Spannweite modernen Metals bedienen. Die elektronischeren Passagen hätten für meinen Geschmack prominenter sein können, denn der Trance ist hier spürbares Beiwerk, das aber die Textur des Albums für meinen Geschmack über das handelsübliche Symphonic Metal-Album heben würde. Auf Bandcamp-Abwegen habe ich danach noch ein Tape gefunden, das den Trance Metal-Sound ein bisschen mehr in Richtung Black Metal trägt und ich finde doch, dass das Potential hat. "CLG J02182–05102" von Mesarthim heißt der Spaß. Würde die richtige Band kommen, die den Sound abseits von Melodrama und Kabuff-Faktor erkundet, wären hier witzige Sachen möglich.

Genre-Rating: Trance Metal ist eine Fusion von zwei großen Genres, die eine sehr spezifische Nische besetzt hat. Vielleicht ist der Crossover-Faktor doch zu klein, als das darum wirklich eine große Kultur entstanden wäre. Würden mehr Bands damit experimentieren, würde ich es nicht hassen, aber es wäre auch nicht verwunderlich, wenn es eine Fußnote der obskureren Metal-Subgenres bleibt.

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