Platz 1: Ghostface Killah - "Supreme Clientele"
Sooo verpeilt, dieses Album hier vergessen zu haben, sind wir dann doch nicht. Ein hauchdünnes Rennen um die Spitze hat sich Ghostface Killah mit Raekwon geliefert, und wenn wir ehrlich sind: Es hätte genau so gut anders herum ausgehen können, viel schenken sich "Only Built 4 Cuban Linx" und "Supreme Clientele" nicht.
Für ein auch nur halbwegs ansprechendes Cover hats zwar nicht gereicht, wer immer dieses Bild von Ghost in diesem Outfit in Crooner-Pose für eine gute Entscheidung fürs Artwork gehalten, kann unmöglich ganz bei Trost gewesen sein. Der Inhalt, auf den es hingegen ankommt, entschädigt für die optische Zumutung aber doppelt, um nicht zu sagen: 36-fach.
Unsere Meilenstein-Review dröselte einst das Waffenarsenal auf, das Ghost auf seinem Zweitling ins Feld führte, um im Alleingang den Wu zu retten: "Dafür mixt er vollkommen abgedrehte Lyrics, Soul-Bap-Banger im harten New York-Gewand, sympathische Großmäuligkeit, Ironman-Referenzen, schräg-sägende Hooks, Beats, die nur einen Scratch loopen, und Gespräche über das Flachlegen sämtlicher Frauen im Rapgame zu einem irrwitzigen und seltsamerweise vollkommen stimmig schmeckenden Cocktail."
Noch etwas darf man bei Ghostface Killah niemals außer Acht lassen, das vieles, auch irgendwelche dümmlichen Würdest-du-lieber-die-ficken-oder-die?-Skits, durchaus etwas leichter erträglich macht: Er ist beileibe nicht der bierernsteste Vertreter, der je den 36 Kellern entfleucht ist. "Im Hip Hop dreht sich für mich alles darum, Spaß zu haben", erklärte Ghost einst gegenüber Mass Appeal. "Ich bin mit richtigem Hip Hop aufgewachsen. Big Daddy Kane, Rakim, Kool G Rap, Biz Markie, Doug E. Fresh, KRS-One, Slick Rick und solche Leute, ich mag es also, wenn ich Spaß dabei habe, wenn ich Musik schreibe. Ich nehm' das alles nicht so ernst. Dieser Straßen-Shit ist auch gut, aber damit kannst du deine Kreativität nicht zeigen, das macht doch jeder. Als ich 'Nutmeg' geschrieben habe, habe ich Wörter gereimt, die Menschen noch nicht einmal sagen. 'Das ergibt überhaupt keinen Sinn!' Ich wollte einfach machen, worauf ich Bock hatte. Niemand konnte mich aufhalten, weil ich es genau so gemacht habe, wie ich es machen wollte. Weil, yo, wenn ich etwas niederschreiben will, das du nicht verstehst, dann mach' ich es. Ich bin der erste, der das gemacht und Songs geschrieben hat, die für niemanden einen Sinn ergaben. So bin ich. Ich hab' damit Geschichte geschrieben, verstehst du? Jetzt weißt du, dass Rap alles ist, worüber du rappen willst. Du kannst Reime über deinen Ellenbogen schreiben. Du kannst darüber rappen, wie du dir Popel aus der Nase ziehst, wie Biz Markie es gemacht hat, du kanst darüber reimen, kacken oder pissen zu gehen. Es gibt keine Grenzen für diesen Scheiß."
Mit diesem mitreißenden und extrem umarmenswerten Plädoyer für Originalität, künstlerische Freiheit und Scheißdrauf-Attitüde entlassen wir euch ins Wu... sorry, ins Wochenende. Ihr wart ganz tapfer und dürft nach dieser Würstchenparty jetzt auch sehr gerne einen Monat lang ausschließlich Rap von Frauen hören. Für den Anfang wären da, um sich langsam wieder aus der Wu-Schlangengrube herauszuarbeiten, die Deadly Venoms eine dringende Empfehlung. Die feiern wir dann in der Liste der 100 Wu-Seiten-, -Neben- und -Affiliates-Projekte ab - falls wir je so wahnsinnig sind, die auch noch nachzulegen. Material dafür gäbe es mehr als genug.
Was willste machen? Wu-tang bleibt, for the children und forever.
Liebst
YoMama Fromm & Wudo Johannesberg
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