Tic Tac Toe
Tic Tac Toe sorgten wahrscheinlich für die legendärste Pressekonferenz nach Giovanni Trapattoni. Man schrieb das Jahr 1997, als die extrem erfolgreichen Damen Lee, Jazzy und Ricky tüchtig die Krallen ausfuhren. Der immense Druck, der sich nach ihren Erfolgsalben "Tic Tac Toe" und "Klappe, die 2te" samt Support-Slots auf Michael Jacksons "HIStory World Tour" (!!!) auf ihren Schultern angestaut hatte, entlädt sich am 21. November 1997 in ungeahnter Form.
Eigentlich wollte man die in der Presse kuriserenden Trennungsgerüchte mit einem harmonischen Termin zerstreuen, stattdessen bekommt sich das Trio in die Haare und es wird privat, trotz Anwesenheit von Radio und Fernsehen: "Du hast alles kaputtgemacht" und "Wenn wir Freunde wären, würdest du so nen Scheiß überhaupt nicht machen". Aus war es mit der erfolgreichsten deutschen Girlgroup der 90er Jahre. Dass sich Lees vom Management verleugneter Ehemann das Leben nimmt und Ricky offensichtlich mit psychischen Problemen zu kämpfen hat, interessierte die Medien nur insofern, als dass so der Ruf der drei Mädels als unreife Zicken noch unterstrichen werden konnte. Das Verständnis von Mental Health war damals noch nicht mal in den Kinderschuhen, das Musikgeschäft selbstverständlich männerdominiert.
2000 erscheint das Album "Ist der Ruf erst ruiniert..." mit Sängerin Sara als Ersatz für Ricky, doch auch die Selbstironie im Titel kann das grassierende Desinteresse der Öffentlichkeit nicht stoppen. 2005 versuchen die drei Originalmitgliederinnen ein Comeback, in die Wege geleitet von Kiezkönig Kalle Schwensen, sogar ein Album namens "Comeback" erscheint. Doch das Interesse bleibt bescheiden. 2019 beißt sich eine norddeutsche Agentur an der Reunion-Anfrage die Zähne aus, obwohl sich andere vergessene 90er-Stars wie Reel 2 Real und Black Box inzwischen für schöne Summen wieder auf Bühnen sehen lassen. Doch Tic Tac Toe hatten die Antwort bereits vor langer Zeit gegeben: "Verpiss Dich".
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