Platz 5: Seventeen Seconds (1980)
Weniger ist mehr. Ein musikalisches Konzept, mit dem The Cure ihre frisch gewonnenen Punkrock-Fans 1980 gehörig vor den Kopf stoßen und dies im Folgejahr auf "Faith" noch eine Spur weiterdrehen. Auf "Seventeen Seconds" hört man wenigstens noch ein Schlagzeug, das seinen Namen verdient. Zwar nicht auf dem Opener, aber umso mehr auf dem späteren Fan-Favourite "Play For Today". Im Zentrum der Platte steht das Meisterwerk "A Forest". Vier Akkorde für ein Hallelujah, gespielt von Simon Gallup.
Man stelle sich vor, man kommt als Bassist neu zu einer Band und spielt sich direkt in die Annalen der Rockgeschichte: So erging es dem neben Smith beliebtesten und beständigsten Cure-Mitglied. Obwohl der Song im Zusammenspiel mit Smith, Tolhurst und Kurzzeit-Keyboarder Matthieu Hartley entstand, und obwohl auf der Albumversion alle drei Kollegen mit ihren Instrumenten vor Gallup einsteigen, assoziiert man dieses minimalistische Meisterwerk nach 40 Jahren Cure-Konzerten mit Gallups federndem Bassspiel, das er auf der Bühne mit langen Soli zelebriert.
Robert Smiths Song über einen Alptraum aus seiner Kindheit scheint Lichtjahre vom "Three Imaginary Boys"-Debüt enfernt, mutig, beißend introspektiv, düster. Seine gespenstische Gitarre flankieren entsprechende Eindrücke wie "I'm lost in a forest, all alone". Eine fröstelnde Mischung aus "Hänsel und Gretel" und "Blair Witch Project", deren dunklem Sog man sich nicht einmal inmitten von 50.000 Menschen vor einer Festivalbühne entziehen kann. Die Keyboard-Line von "Play For Today" wird heute von Fans weltweit als Fußballchant intoniert (gut nachzuhören auf dem Live-Album "Paris"). Mit "M" findet sogar ein halbwegs strahlender Zwischenstopp an der Akustikgitarre seinen Platz auf dem Album. Nicht ohne Grund: Es ist Roberts persönlicher Kosename für seine Freundin Mary.
Anspieltipps:
"Play For Today", "A Forest", "At Night", "M"
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