Platz 4: The Head On The Door (1985)
Mit solch einem hochklassigen Album konnte 1985 nun wirklich niemand rechnen, zu frisch ist noch die Erinnerung an das freudlos-schwerfällige Vorgängerwerk "The Top". Aber im Hause The Cure stehen die Zeichen plötzlich auf Harmonie - der verlorene Sohn Simon Gallup schnallt sich drei Jahre nach seinem Ausstieg während der "Pornography"-Tour wieder den Bass um, mit Boris Williams engagiert Robert Smith eine acht Jahre währende Konstante für die Drums und Porl Thompson darf von sich behaupten, der erste Gitarrist von The Cure zu sein, den Smith neben sich duldet. Das Fünfergespann, das sich teilweise schon auf der 1984er US-Tour warmspielte, harmoniert bestens - obwohl Smith erstmals keinerlei Songcredits aus der Hand gibt.
Denkt man sich die nachfolgende "Kiss Me Kiss Me Kiss Me"-Platte als das "Sergeant Peppers"-Werk der Briten, so ist "The Head On The Door" definitiv "Rubber Soul". Ein homogenes, unaufdringliches Album, das den neuen keyboardlastigen Trademark-Sound der Band in zehn Songs schnörkellos einführt, und anhand der Singles "Inbetween Days" und "Close To Me" beinahe unbemerkt Ansprüche auf die Weltherrschaft stellt. Oder wie Smith später befand: "Als wir mit diesem Album nach Amerika kamen, rollte die Lawine richtig los. Die Songs passten ins Radio, MTV liebte unsere Videos und wir waren eine gute Liveband mit einem ordentlichen Song-Repertoire."
Auf dem flamenco-artigen, mit Kastagnetten angereicherten "The Blood" ist Smiths frisch erwachte Zuneigung zur Akustikgitarre sogar noch dominanter zu spüren als auf "Inbetween Days". Der Keyboard-Rocker "Push" könnte auch auf "Kiss Me Kiss Me Kiss Me" platziert sein, während das zäh fließende "Sinking" bereits verrät, wohin die Reise vier Jahre später mit "Disintegration" gehen sollte. Aufgrund der auffallenden Hinwendung zur Elektronik könnte man meinen, die Umschulung von Gründungsmitglied Lol Tolhurst von Schlagzeug zu Keyboard wäre ein voller Erfolg gewesen. Das Gegenteil ist der Fall: Ab diesem Album hat er kaum noch Einfluss auf Cure-Kompositionen, wird aber aus alter Freundschaft noch bis 1990 von der Band mitgeschleppt.
Anspieltipps:
"Inbetween Days", "Kyoto Song", "Push", "A Night Like This"
Leider totgehört:
"Close To Me"
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