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Platz 3: Pornography (1982)

An "Pornography" gehen The Cure beinahe zugrunde. Das weltabgewandteste Album der Band steht bis heute in höchster Gunst bei zahllosen Cure-Fans. Es ist das rabenschwarze Endstück der Schauer-Trilogie, die mit "Seventeen Seconds" (1980) und "Faith" (1981) begann. Die Perkussion in "Cold", völlig trostlose Steinmetzarbeit, darüber thront ein schwerer Synthesizer, der einer Beerdigungsorgel nachempunden scheint. Die schneidenden Zombi-Rhythmen von Simon Gallup und Lol Tolhurst tun ihr Übriges - ein Soundtrack für den Gang zum Schafott. "Ich war verrückt. Wir waren alle 20, auf Platz 1 in Neuseeland und nahmen zu dritt Acid. Es war verdammt nochmal herrlich. Ich öffnete ein paar Pforten der Wahrnehmung, ging aber nicht wirklich durch", so Smith später über diese Zeit.

Überschattet wurde sie auf der anschließenden Tour, auf der Smith und Gallup in Straßburg aneinander geraten und letzterer die Band verlässt. Die emotional hochexplosive Saat ist auf dieser Platte gelegt. "Pornography" ist ein aggressives, lichtundurchlässiges, undurchdringliches Geflecht in einem stockdüsteren Wald und daher wie geschaffen als Fundament für Roberts spätere "Trilogy"-Heiligsprechung mit "Disintegration" und "Bloodflowers".

Es ist schwer nachvollziehbar, dass diese Songs von derselben Person stammen, die kurz zuvor "Boys Don't Cry" und kurz danach "The Lovecats" geschrieben hat. Die Eröffnungszeile des Albums leutet "It doesn't matter if we all die" und fasst die lauernde Kälte perfekt zusammen. Das tosende "One Hundred Years" dient den popdurchfluteten Cure-Setlists der Folgejahre als zentnerschweres Gegengewicht. Durch das Dickicht aus schrammendem Bass, dröhnendem Schlagzeug, heulender Gitarre und Smiths klagendem Gesang kommt 1982 kein Lichtstrahl.

Und bis auf das in Nuancen fröhliche "A Strange Day" ändert sich das auch kaum. Am Schluss der Platte angelangt, ist klar, dass aus der vormals recht gewöhnlichen Zeitgeist-Band mit paritätisch zusammengeleimten Post-Punk-, Rock- und Pop-Einflüssen sowie einem ausgeprägten Hang zur Anti-Inszenierung endgültig eine alles negierende Dark-Wave-Band geworden ist, deren aggressiver Existenzialismus das Lebensgefühl der Gothic-Kultur der 80er Jahre entscheidend mitprägen sollte.

Anspieltipps:

"One Hundred Years", "A Strange Day", "Cold"

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