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Platz 5: Pop (1997)

Warum ist "Spinal Tap" ein so guter Film? Weil es immer wieder Tourneen wie "Popmart" gegeben hat. Selbst für U2 wird Größenwahn hier nochmal neu ausbuchstabiert. Fünf Jahre nach der Zoo-TV-Tournee schleppen U2 statt Trabis einen riesigen Goldbogen als McDonald's-Referenz, eine begehbare Monster-Zitrone und einen 40-Meter-Cocktailstab durch die Welt. In der Zitrone, aus der sie für den Zugabenblock heraustreten, klemmt bisweilen die Türe, weshalb auf manchen Shows die Einlaufmusik abgespielt wird, ohne dass die Musiker einlaufen. Alles ein bisschen albern, genau wie das Video zur Vorabsingle "Discothèque", dessen Village-People-Karikatur im Verbund mit knallenden Pop-Art-Visuals ihr bis zu diesem Zeitpunkt überzeugendes Remodeling als Avantgarde-Popstars ins Absurde überhöht.

Der größte Unterschied zu "Achtung Baby" und "Zooropa": U2 wollen plötzlich ironisch und lustig sein, dabei sind sie wohl die unlustigste Band der Welt. Ihre Kritik an der Konsumkultur spiegelt sich in Bonos bunten Sonnenbrillen, seinem Muskelshirt, den Videos und dem missglückten Stage-Design. Sie überschattet dabei rückblickend ein Album, auf dem U2 auf interessante Weise Trip-Hop und The Prodigy ("Mofo") in ihren Sound holen.

"Pop" beschließt ein experimentierfreudiges Jahrzehnt für die Band, in dem sie sich ein letztes Mal gegen ihr aufrechtes Moralprediger-Image stemmen. Aufbauend auf den Vorgängeralben soll alles noch größer, noch abgedrehter werden. Mit Flood, Steve Osbourne und Howie B reden der nicht wirklich für einvernehmliche Entscheidungen bekannten Band daher gleich drei Produzenten rein, wodurch die Recording-Deadline mehrmals gerissen wird. Dennoch sind U2 am Ende noch unzufrieden mit dem Ergebnis, was sich erstmals auch deutlich in den Verkaufszahlen niederschlägt. "Discothèque", die Sample-Orgie "Mofo" und das luftige "Do You Feel Loved" sind Lichtjahre von "With Or Without You" entfernt, die schleppenden Electro-Beats in "Miami" und "The Playboy Mansion" eine stringente Fortsetzung von "Zooropa".

Sicher: Nie klang The Edge weniger nach The Edge und Larry weniger nach Larry. Über allen Tonspuren wuchern haufenweise Effekte, auch über Bonos Stimme. Das rechtfertigt aber nicht die Häme, die das Album teilweise hervorruft. Folgenlos bleibt sie jedoch nicht: Mit "All That You Can't Leave Behind" rudern die Iren drei Jahre später fast schon reumütig in alte Fahrwasser zurück.

Anspieltipps:

"Gone", "Do You Feel Loved", "The Playboy Mansion", "Wake Up Dead Man"

Besser weiträumig umfahren:

"Discothèque"

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