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Vicky Leandros - "Theo, Wir Fahr'n Nach Lodz"

Was auf den ersten Blick klingt wie ein Ausflugsplan aus einer alten Bravo, hat tatsächlich eine verblüffend komplexe Geschichte: "Theo, Wir Fahr'n Nach Lodz“ basiert auf musikalischen Motiven, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen – unter anderem auf ein kroatisches Lied aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Im Laufe der Jahrhunderte tauchte die Melodie in verschiedenen Kontexten auf: als ungarisches Volkslied, als jiddisches Stück, als österreichischer Kriegsschlager unter dem Titel "Rosa, Wir Fahr'n Nach Lodz" – wobei "Rosa" ein Spitzname für einen Mörser war und das Ganze sich auf die Schlacht um Lodz im Ersten Weltkrieg (1914) bezog.

Nicht gerade das, was man heute auf dem Schlagermove erwarten würde. 1974 macht dann ausgerechnet Vicky Leandros, Tochter eines griechischen Musikers und selbst längst Schlagerikone, daraus einen augenzwinkernden Pop-Schlager. Lodz bleibt – aber statt Artillerie geht es nun um eine Landfluchtszene mit Herz und Humor. Musikalisch schunkelig, inhaltlich urban-melancholisch, und dabei mit einem subtilen Witz, der dem martialischen Ursprung antithetisch gegenübersteht. Ein kulturelles Chamäleon von einem Song, das trotz 70er-Gassenhauer-Charme tiefer geht, als man denkt.

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