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Coachella vermeldet: Rock ist tot!

Zwei Jahre lang fand in der kalifornischen Wüste aus bekannten Gründen auch das Kultfestival Coachella nicht statt. In drei Monaten soll nun das große Comeback steigen - mit Bands, die man so wohl nicht auf der Rechnung hatte. Verzeihung, sagte ich Bands? Das ist vorbei. Die drei Headliner, die von Freitag bis Sonntag vor bestenfalls 125.000 Menschen auf die Bühne treten, sind Solokünstler*innen und heißen Harry Styles, Billie Eilish und Ye (vormals Kanye). Auch in der zweiten und dritten Reihe muss man ganz genau hinsehen, um überhaupt noch Acts wie Disclosure oder Run The Jewels zwischen all den Doja Cats, Megan Thee Stallions und Stromaes zu entdecken.

Dieser Trend war zwar schon beim 2019er Line-Up zu beobachten, damals versammelten sich hinter dem Band-Headliner Tame Impala aber noch weitaus mehr Gruppen. 2022 ist die Angleichung an den Pop-Status Quo vorläufig vollendet: Das einstmals als Indie & Alternative-Festival gestartete Coachella umarmt die dominante Jugendbewegung Hip-Hop in seltener Deutlichkeit und verweigert sich zugleich hartnäckig Nostalgie-Schüben.

Auf der Main Stage am Freitag steht Harry Styles, ein Mann mit zahlreichen Hits, zumindest nach Ansicht seiner 46 Millionen Instagram-Follower. Da wirkt ein Headliner wie Guns N' Roses schon fast anachronistisch, aber die durften 2016 tatsächlich noch dort auftreten, mit ihren lumpigen fünf Millionen Insta-Fans. 2022 ist die Message klar: Rock ist tot! Opa-Rock erst recht. Lediglich King Gizzard & The Lizard Wizard, Idles, Turnstile und noch ein paar Versprengte dürfen die Flamme weitertragen. Heute geben die meistgestreamten Artists den Ton an - und die sind eher selten 44 Jahre alt wie Kanye und müssen noch seltener eine Gitarre spielen können.

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