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Ex-Booker beschuldigt Wanda (2)


(Wanda live beim Maifeld Festival 2015)

Dass Wanda ab 2014 auf einer ordentlichen Ochsentour unterwegs waren ist unbestritten. Die Älteren unter euch mögen sich an den damaligen Herbst erinnern, da wurde es auf laut.de unerbittlich rausgehauen: Das Debütalbum der sehr unbekannten Band Wanda sei "Laszivität pur", Leidenschaft und Verzweiflung, Schmalz und Tragödie. Mindestens. Wer sollte sowas auch schlecht finden? Die Energie dieser jungen Österreicher übertrug sich sofort auf Teile dieser Redaktion, namentlich auf "Amore"-Rezensentin Köppl, Kollege Kabelitz und mich. Als early adopter lagen wir uns in den Armen, weil wir gerne den Wiener Radiosender FM4 hörten und dort selbstverständlich noch früher das Wanda-Loblied gesungen wurde. Auch wir wollten sofort dabei sein, Teil dieses Wahnsinns werden, wie schon im Folgejahr Tausende mehr und im nachfolgenden Jahr noch mehr, ihr kennt die Geschichte.

Jedenfalls nahmen wir sofort Kontakt zu Sebastian beim Label Pop-Up Records auf, wo darum geworben wurde, auf die Wanda-Konzerte ins Cafe Limba nach Villingen-Schwenningen, ins Beavers nach Miltenberg oder ins Milla nach München zu kommen, um die frohe Kunde der neuen Indie-Sensation zu verbreiten. Kabelitz und ich entschieden uns dennoch für die Schweiz und den Club Treppenhaus im Bodenseestädtchen Rorschach aus Gründen, die mir heute leider entfallen sind. Das Treppenhaus regelte die Anfragen damals selbst, und weil Googlemail nie vergisst, kann ich diese elf Jahre alte Mail-Kommunikation hier noch einmal wiedergeben, da sie das Tempo des frühen Wanda-Hypes erlebbar macht: "Hi Michael, für den Freitag sind wir schon ausreserviert aufgrund des grossen Andrangs und unserer beschränkten Kapazität. Aber ich kann euch noch als Letzte auf die Reservationsliste drauf nehmen, wenn Ihr spätestens um 21 Uhr im Treppenhaus erscheint. Dann ist nämlich Einlass." Wer den Hype mitkriegen will, muss früh aufstehen respektive da sein, das machte Sinn, also waren wir selbstredend pünktlich vor Ort - so pünktlich, dass wir an der kompletten Band vorbeispatzierten, die vor dem 100-Mann-Club eine Raucherpause abhielt.

Sebastian freute sich selbstredend sehr über unsere Euphorie, vermittelte uns eines der ersten Wanda-Interviews im deutschsprachigen Netz und insistierte bei der Band, einen Facebook-Repost unserer Album-der-Woche-Ehrung abzufeuern, was nicht selbstverständlich war, wie mir Krol erklärte: "Sie haben sich vorgenommen, nicht allzu viele Postings rauszuhauen, 'wie toll sie doch seien', aber ich denke wir kriegen das hin." Und Krol bekam es hin. Natürlich auch meine Anfrage, ob Marco mir die 5 Kolumnenfragen beantworten würde (wer damals noch nicht dabei war, bitte hier entlang). Es ist naheliegend, dass wir hier keine exklusive Promotionzuneigung genossen, sondern dass auch die Konkurrenz im Musikjournalismus bedient werden wollte und bald auch die Süddeutsche und der Spiegel. Denn schon 2015 war Wandas Jugendhaus-Zeit vorbei, und Sebastian schickte uns Tourdaten mit Clubs wie Bremens Modernes, das Capitol in Hannover und Heidelbergs Halle 02.

Seine Enttäuschung über Marco Michael Wandas abwertende Geringschätzung dieser Arbeit ist daher für mich absolut nachvollziehbar, und ich war gespannt, ob der Sänger, der sich derzeit auf Lesereise befindet, hierzu noch eine Stellungnahme abgibt. Dies ist heute Abend geschehen ...

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