15. Dezember 2014

"Falco schläft mit uns"

Interview geführt von

"Das ist ja wirklich der Wahnsinn", schreibt der Spiegel, "so etwas wie Wanda hat man tatsächlich lange nicht mehr gesehen und gehört", die Süddeutsche. Vorsicht, Hype!

Doch wie fühlt es sich an, inmitten eines aufkommenden Orkans zu stehen? Spätestens nachdem Wandas "Bologna" die Nummer eins in unseren Jahrescharts erklommen hat, wird es Zeit, darüber mit dem Sänger Marco Michael Wanda zu reden.

Erst mal ganz viel Amore und Glückwunsch zur Nummer eins, die ihr mit "Bologna" in unseren Redaktions-Jahrescharts belegt habt.

Marco Michael Wanda: Danke. Vielen Dank.

Ihr seid ja momentan mittendrin im Hype, und über euch berichten von Tag zu Tag mehr Medien. Auf der anderen Seite habe ich euch gerade im sehr kleinen und gemütlichen Treppenhaus im schweizerischen Rorschach gesehen. Diese beiden Welten passen irgendwie nicht so recht zusammen.

Ja, das liegt daran, dass der Hype dem, was tatsächlich passiert, immer entweder voraus oder hinterher hinkt. Wir merken halt, dass das alles so schnell passiert, dass Schein und Sein dann doch teilweise weit auseinander liegen. Wir hätten jetzt auf der Tour auch locker viel größere Hallen spielen können. Es ist immer so: Wenn wir irgendwas ausmachen, müsste man drei Wochen später wieder nachverhandeln, weil das Ding eine schwindelerregende Geschwindigkeit aufnimmt.

Wir werden da wirklich über Nacht populär. Es ist ein tolles Gefühl, aber wir können das selbst nicht ganz realisieren, weil das eben so schnell geht und wir auch mittendrin stehen. Was jetzt in Deutschland der Hype ist, in den Medien zumindest, das hatten wir teilweise ja hier in Österreich schon vor sechs Monaten gehabt. Deswegen sind wir hier schon ein bisschen darüber hinaus. Wir wohnen ja auch nicht in Deutschland, deswegen bekommen wir nicht alles mit. Aber es fühlt sich gut an. Es macht sehr viel Spaß.

Normalerweise kennt man dieses Hype-Phänomen ja nur von außen. Man kennt zudem die Mechaniken, die ein wenig dahinter stecken. Wie fühlt es sich an, plötzlich selbst in einem solchen zu stecken?

Aber du, am Ende des Tages ist es trotzdem einfach nur gelebtes Leben und unterscheidet sich sicher nicht wesentlich von einem anderen Lebensentwurf, der sich in irgendeiner anderen Weise realisiert. Es macht einfach nur glücklich und sprachlos. Und natürlich macht es auch ein bisschen Angst.

Aber Glück ist, denke ich, schon mal ein guter Ausgangspunkt ...

Musik und Kunst überhaupt waren nie etwas anderes als Ausdruck von Lebensfreude. Oder ein Ausdruck eines Problems mit dieser. Bei uns ist es eher die Lebensfreude.

Trotzdem zeichnen sich eure Texte ja nicht ausschließlich durch Frohsinn aus. Das steckt auch viel Melancholie und Bitterkeit mit drin. Nachdem ich euch aus den Videos kannte und dort einen sehr ernsten Marco Michael Wanda gesehen habe, war ich regelrecht überrascht, als du beim Konzert aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus kamst.

Das ist schwer. Da lässt uns das Publikum keine Wahl. Das hat mittlerweile etwas ganz Rituelles. Fast etwas Heiliges. Das sage ich voller Überzeugung, weil ich ein Mensch bin, der eine Affinität zum Heiligen hat, das Heilige aber außerhalb eines Konzerts nicht wirklich in seinem Leben findet. Da kann man nur grinsen.

Spiegelt sich das denn alles auch in den Verkäufen wieder, oder läuft das alles größtenteils nur über Streaming-Plattformen wie Spotify?

In Österreich ist das Album schon unterwegs, Gold zu werden. Das könnte im nächsten Jahr aufgehen.

Auf dem Konzert habt ihr, eher ungewöhnlich, auf Merchandising verzichtet.

Ja, damit verdient man auch nur Taschengeld. Wir haben noch keine T-Shirts, wir haben wenig marktwirtschaftliche Artikel, weil wir das auch sehr phantasielos finden, einfach auf ein T-Shirt Wanda drauf zuschreiben. Ich hätte da lieber eine subversivere Kampagne und würde da gerne das Wort Amore mehr in den Vordergrund stellen, weil das wichtiger ist, als wir selbst. Die Marke Wanda ist nicht so wichtig wie das Wort Amore. Deswegen haben wir Tragetaschen zum Einkaufen, nicht aus Plastik, sondern aus Baumwolle, auf denen nur Amore steht und ganz klein Wanda. Sonst haben wir überhaupt kein Merchandising. Der Gedanke, Leute auszubeuten, ist mir irgendwie zuwider. Es läuft ja auch wirklich gut, und wir können uns nicht beklagen. Wir sind wirklich auf dem Weg, unsere Miete von der Musik zu zahlen, was für einen Musiker ganz toll ist.

In der Beschreibung eurer Musik taucht immer wieder der Name Falco auf. Mittlerweile werdet ihr wohl sogar noch häufiger gefragt, wie sehr euch der Vergleich nervt, als dass dieser gezogen wird. Aber warum meinst du, wird dieser Vergleich immer wieder getroffen? Was meinst du, warum so viele Menschen diese Verbindung sehen - und siehst du Ähnlichkeiten in eurer Musik?

Ich glaube, das ist eine uralte Sehnsucht nach Mythen und nach Legenden, die auch immer sehr aufschlussreich sind. Wenn man es will, findet man sich selbst in solch ausformulierten Biographien wieder. Deswegen fasziniert Menschen immer solch ein Mythos um eine Person. Ich glaube, dass das die Sehnsucht des Publikums ist, nach einer deutschsprachigen Musik, die intelligent aber auch ehrlich ist. Uns schmeichelt der Vergleich. Ich würde ihn musikalisch auch nicht unbedingt zurückweisen. Es gibt sicher Parallelen in unserem Sound. Natürlich auch weil wir in der selben Stadt gelebt haben. Für uns ist der Falco, das kann man in Deutschland vielleicht gar nicht so verstehen, ein bisschen ein Volksheld, der uns immer begleitet. Vielleicht ist das mit Rio Reiser vergleichbar. Wir wissen, in welchem Café er gesessen ist, wir wissen, was er getrunken hat, wir wissen, wann er betrunken vom Stuhl gefallen ist. Wir wissen ganz viel über den Falco. Er ist immer da. Der schläft mit uns. (lacht) Er ist eine wichtige spirituelle Figur für jeden Wiener Musiker.

Falco finde ich auch bezüglich der Hype-Geschichte ganz interessant. Kurz vor seinem Tod wollte ihn niemand mehr mit der Kneifzange anfassen, und die Single "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da" musste er erst mal unter dem Pseudonym T-MA veröffentlichen. So schnell kann sich das dann aber auch danach wieder ändern.

Aber er war mit "Out Of The Dark" schon im Comeback. Das ist aber auch ein großes Dilemma unter Wiener Musikern. Schubert und Mozart sind auch genau in dem Moment gestorben, in dem sie das erste Mal wirklich Geld verdient haben. Alles ziemlich tragisch. Das ist sehr österreichisch.

Dann seid ihr im Vergleich ja wirklich gut dabei.

Ja ja! Wir sind ja auch so am Anfang und wissen nicht, wohin sich diese Geschichte entwickelt. Wir können das zum Teil steuern, und wir wollen das lange machen, und wir wollen überleben und glücklich leben. Aber was das Schicksal mit uns vorhat, das können wir dann eh nicht beeinflussen. Gerade wenn man dann wirklich populär wird, ist es sicher sehr schwer, die Kontrolle zu behalten. Aber noch haben wir sie.

"Austro-Pop? Überhaupt nicht!"

Das Genre Austro-Pop fällt bei der Beschreibung eurer Musik auch immer wieder. Für mich ein überstrapazierter Begriff. Mir kringelt sich da alles. Ich weiß nicht, ob man das als Österreicher anders sieht, aber mir kommt der Begriff so bieder, muffig und altbacken wie Deutsch-Rock vor. Kann man sich darin wiederfinden?

Nein. Überhaupt nicht. Wir verstehen uns überhaupt nicht als Austro-Pop. Wir wissen aber auch, dass man das, was wir machen, irgendwie vermitteln muss. In Österreich zumindest ist es okay, wenn man Austro-Pop sagt. Die Medien wollen uns ja einer Öffentlichkeit bekannt machen. Deswegen ist es okay, wenn wir im CD-Geschäft bei Austro-Pop stehen und nicht bei Electronic, New Wave oder Minimal. Für Deutschland finde ich es halt sinnlos. Für was brauchen die Deutschen Austro-Pop? Das würde mich als Deutscher entsetzlich langweilen. Furchtbar. Das braucht ihr genauso wenig, wie wir Deutsch-Rock brauchen. Das ist ja grauenhaft. Wir machen halt alle Popmusik, und wir singen alle in einer verwandten Sprache. Ich glaube, dass wir uns alle sehr gut verstehen.

In unseren Song-Jahrescharts haben es in den Top Ten insgesamt drei österreichische Acts geschafft. Neben euch noch Bilderbuch und Ja, Panik. Insgesamt kommt momentan sehr viel Gutes aus Österreich. Dazu kommen ja auch noch englischsprachige Acts wie Soap&Skin. Mittlerweile eilt ihr uns ja regelrecht voraus und zeigt uns die lange Nase.

Ein Stückle.

Was meinst du, warum das gerade so aufblüht. Gibt es da eine Szene?

Nein. Es gibt hier interessanterweise nicht mehr oder weniger Szene als in Deutschland. Wir haben ein bisschen einen Vorteil, weil bei uns ging es jetzt zwanzig Jahre um nichts als die Ehre. In diesem Land gibt es keinen Mainstream. Es gibt hier keine großen Plattenfirmen. Es gibt überhaupt keine kommerzialisierte Musikindustrie mehr. Es ist alles in den letzten zwanzig Jahren im Independent-Bereich passiert. Das unterscheidet uns auf jeden Fall von Deutschland. In Deutschland lebt ein Musiker, wahrscheinlich ohne es zu wissen, mit ganz vielen Zwängen und Gesetzen. Weil es ja möglich wäre, auf irgendwelchen großen Radiosendern zu laufen. Es gibt drei große Majorplattenfirmen. "Deutschland sucht den Superstar" haut einen Millionen-Hit nach dem anderen raus. All das haben wir nicht. Deswegen geht es hier um nichts und deswegen konnten wir uns sehr frei und spielerisch entfalten. Das ist schon ein Vorteil. Ich glaube, ich habe das Rätsel gelöst (lacht). Ich glaube, das ist euer Grundproblem. Ich stelle es mir sehr stressig vor, in Deutschland Musik zu machen. Der Mainstream bei euch ist halt unglaublich stark. Das können wir uns gar nicht vorstellen. Ihr habt ja gleich 30, 40 namhafte große Popstars und wir haben halt niemanden.

Dafür ist bei uns einer langweiliger als der andere.

Ja. Natürlich. Das ist irgendwie schade. Aber ich glaube, die Zeiten ändern sich. Ich glaube, dass wir hier jetzt gerade einiges auslösen. Man merkt das. Weil das ja jetzt vom österreichischen Independent in den Mainstream wandert. Ich glaube da schon an einen Knalleffekt in den nächsten zwei, drei Jahren. Ich würde mich sehr irren, wenn das nicht passiert.

Welche österreichischen und internationalen Künstler würdet ihr noch zu euren Einflüssen zählen?

Auf jeden Fall den Hansi Lang. Das war ein Bandkollege von Falco bei der Hallucination Company in Wien. Die Doors sind uns ganz wichtig, gerade was die Performance und den Gedanken betrifft, dass ein Konzert eigentlich ein uraltes Prinzip ist, bei dem eine Art von Priesterschaft die Verantwortung wahrnimmt, das Publikum in einen Zustand von Trance und Lust zu versetzen. Aus Deutschland haben wir den Rio Reiser. Den mögen wir alle sehr gern. Er ist uns sehr wichtig.

Da lag ich mit meiner Vermutung beim Konzert gar nicht so daneben. Bei "Ich Will Schnaps" habt ihr die Pforten für Improvisationen geöffnet, den Song in die Länge gestreckt, und ich habe mir gedacht, jetzt wollen sie auch noch The Doors sein.

Ja, genau. Das hat das Publikum verdient. Vom Pop unbelastete Passagen.

Wenn man euren Namen das erste Mal hört, denkt der ein oder andere erst mal an den Film "Ein Fisch Namens Wanda", dabei geht er ja zurück auf Wanda Kuchwalek, die 'wilde Wanda', die in den 1970ern Wiens einzige weibliche Zuhälterin war. Was hat ausgerechnet diese Person ausgemacht, dass ihr die Band und du dazu auch noch deinen Künstlernachnamen nach ihr benannt habt.

Als wir den Namen ausgesucht haben, war es sehr heiß. Ein ziemlich drückender Sommer in Wien. Wir waren damals viel in Wettcafés unterwegs. Sehr viel in Milieu-Kneipen. In diesem heißen Wiener Sommer mit dem ganzen Staub hat sich das irgendwie richtig angefühlt, einen etwas anrüchigen Bandnamen auszuwählen. Es hat aber kein Konzept. Wir wollten etwas nehmen, das sehr typisch Wien ist. Und Wanda Kuchwalek, diese Legende, ist schon sehr stark in Wien verortet. Das ist auch schon unser Liebesbeweis an die Stadt, dass wir eine bestimmte Figur auswählen. Wir wollten uns nicht nach einem Kaiser benennen. Da gibt es auch schon drei, vier Bands. Da war es sehr nahe liegend, dass wir die Wanda nehmen, die übrigens eine sehr spannende Biographie hat. Sie war ein großer Elvis-Fan und hat sich selbst mit zwölf Jahren ein Elvis-Branding gemacht. Mit einem Draht und einem Feuerzeug. Eine ganz eine freie und wilde Frau.

Was mir die Vorbereitung auf dieses Interview erschwert hat, war, dass man über eure Musik viel weiß, über die Personen dahinter jedoch sehr wenig. Ich habe zum Beispiel nicht mal heraus bekommen, wie alt du überhaupt bist. Immerhin konnte ich herausfinden, dass du gerne angelst.

Das ist aber auch gut. Das wollen wir auch. Wir wollen das Werk vor den Autor schieben. Uns ist viel wichtiger, dass man Anteil an dem nimmt, was wir machen und wie wir es machen, und genießt, was wir auslösen. Wir als Personen finden uns da gar nicht so wichtig, dass wir uns in irgendeiner Weise mit einer Biografie aufdrängen wollen. Wenn das ganze Ding so weiterfährt, dann wird eh irgendwann irgendwer ein Buch schreiben. Da steht dann alles drin. Noch wollen wir lieber zurücktreten. Gebt der Musik eine Chance. Das ist uns viel wichtiger.

Das ist heutzutage, in denen Stars ihre Fans durch Twitter und Facebook offensiv an ihrem Leben teilnehmen lassen, schon fast die Ausnahme.

Öffentlichkeit ist Vielfalt. Es muss auch so was wie uns geben. Gerade wenn es schon bis in alle hintersten Winkel durchleuchtete Figuren wie Lindsay Lohan gibt.

"Das zweite Album ist schon fertig"

Zurück zu "Amore". Den Song "Jelinek" habt ihr nach der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin benannt. Ich habe von ihr nur "Die Klavierspielerin" gelesen. Das war schon herber Tobak. Kommen aus einer ähnlichen Ecke eure Texte, in denen es um Todessehnsucht, Inzest, Ausschweifungen und Lust geht?

Das weiß ich nicht. Da würde ich das alles auch lieber in einem großen kulturgeschichtlichen Zusammenhang erkennen. Die Geschichte ist grausam. Der Politiker oder der Bürger lebt mit der Tragik der Geschichte. Insofern erübrigt sich das natürlich. Wir müssen Jahrtausende alte Themen aufgreifen. Wir wollen auf keinen Fall das iPhone besingen. Auch der Tod gehört zum Reigen des Lebens dazu. Und der Inzest auch.

Wer ist eigentlich dieser arme Thomas, der es bei euch gleich in zwei Songs, "Luzia" und "Auseinander Gehen Ist Schwer", geschafft hat?

Das ist unsere Lieblingsfrage. Das höre ich ungefähr fünf Mal am Tag. Selbst wenn ich in einem Lokal sitze und etwas trinke, kommen Leute an den Tisch und sagen: 'Hey, gratuliere, aber wer ist der Thomas?' Das ist unglaublich (lacht). Thomas ist mittlerweile ein kulturelles Rätsel. Ich kann es kaum beantworten. Ich komme dann immer mit einer Gegenfrage. In einem amerikanischen Blues-Lied würde man nie fragen, wer der Johnny ist. Es ist halt ein Name und ein Typ. Der Thomas steht schon so ein bisschen für einen lethargischen, einsamen Säufer, der mit seinem Schicksal beschäftigt ist und sich immer von der Gesellschaft benachteiligt fühlt. Da habe ich schon das Gefühl, dass er so jemand sein könnte. Aber im Endeffekt soll er eine Projektionsfläche sein. Was man in den Thomas hinein interpretiert, das soll wahr sein.

Wenn Johnny der Blues-Standard ist, ist Thomas dann der Standard-Wiener?

Nein, nein, nein, ich glaube er ist in gewisser Hinsicht der Standard-Mann.

Oh Gott! Macht man sich momentan eigentlich schon Gedanken, wie es mit einem zweiten Album weitergeht?

Nein. Überhaupt nicht. Ob es Alben sind, hat für uns nicht so eine Bedeutung. Ein klassischer Komponist, ich weiß leider nicht wer, aber ich teile seine Einschätzung, hat mal gesagt, wenn man Musiker ist, schreibt man ein Lied ein Leben lang. Das hat verschiedene Strophen und Refrains aber eigentlich schreibt man immer nur ein Lied. Deswegen sehe ich als Musiker keinen Unterschied zwischen dem ersten, dem zweiten, dem dritten und dem vierten Album. Wir haben das zweite Album ja auch schon fertig. Ich kann verraten, es ist auch sehr gut (lacht). Da mache ich mir mal keine Sorgen.

Nur einen Song zu schreiben, klingt für mich aber ein wenig nach Dieter Bohlen

Nein, ich meine damit ja nicht, dass wir immer nach einem Rezept schreiben. Ich meine, dass die Grenzen zwischen den Liedern für jemanden, der sie selbst schreibt, völlig verschwimmen. Es wird ja immer ein Thema verhandelt. Ein ganz unbewusstes und dringliches Thema, das ich auch nicht benennen kann. Das verarbeite ich offensichtlich immer wieder und werde nie aufhören.

Arbeitet ihr dann auch wieder mit Paul Gallister, dem "Amore"-Produzenten, zusammen?

Natürlich. Dem Paul Gallister haben wir eine lebenslange Treue geschworen. Ich glaube, wir werden alle Alben mit ihm machen. Wenn er kann und mag. Wir arbeiten wirklich viel und gerne im Studio. Das ist ein bisschen untergegangen, weil wir jetzt so viel auf der Bühne stehen oder Videos drehen. Aber wir fühlen uns bei der Arbeit im Studio sehr wohl, und mit Paul Gallister ist es ganz spannend, sehr frei, wirklich nett. Wir können viel ausprobieren. Er hat uns eine Philosophie angetragen. Es gilt immer nur der erste Take. Wenn ich singe, darf ich nicht mehr als ein bis zwei Versuche brauchen. Es darf auch nicht geschnitten werden. All diese Lieder auf "Amore" habe ich alle in einem Atemzug durchgesungen.

Das führt wohl auch dazu, dass den Songs trotz ihres Popcharakters ein wenig raue Energie bleibt. Es nimmt den Mitgröhlsongs die Oberflächlichkeit. Mitgröhlsongs? Ein doofes Wort.

Aber es stimmt. Es sind Singalongs, so wie Kinderlieder. Oder uralte Stammeslieder.

Findet man momentan ja eher weniger. Ich habe das Gefühl, dass sich da keiner mehr so richtig rantraut. Entweder es wird sehr verkopft und künstlerisch verwoben oder oftmals einfach zu bauernfängerisch. Der Mittelweg findet sich nur selten.

Es ist alles sehr intellektuell, und das sind wir halt nicht. Natürlich sind wir intelligente Menschen, aber unsere Musik ist nicht unbedingt intellektuell.

Als letztes: Wann denkt ihr kommt der Geschenkkorb aus Bologna an, nachdem ihr so freundlich Werbung für die Stadt macht?

Wir waren dort jetzt schon in ein paar Zeitschriften. Die Resonanz ist bis jetzt sehr gut. Wir bekommen sehr viele Fanmails aus Bologna. Die sind sehr stolz, dass jemand von außen etwas über ihre Stadt singt. Sie wussten glaube ich gar nicht, wie viele Leute diese Stadt ganz toll finden. Wir werden nächstes Jahr sogar ein paar Singles auf italienisch dort veröffentlichen. Mal schauen, was passiert.

Viel Glück weiterhin, ich danke dir!

Dank dir. Vielen Dank für das Gespräch. Servus.

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