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5 Fragen an Brant Bjork (2)

Welche Platte, auf die du sehnsüchtig gewartet hast, hat dich ein kleines bisschen enttäuscht?

Da fällt mir "My War" von Black Flag ein. Sie waren eine sehr wichtige Band für mich in meinen jungen Jahren und als diese Platte 1984 erschien, war ich viel mehr als nur ein bisschen enttäuscht. Black Flag, das war für mich ein elektrifizierter, einheitlicher Rock'n'Roll-Angriff, der blitzschlagartig aus meinen Jugendzimmerboxen knallte, aber genau das gab es auf "My War" nicht. Was ich hörte waren unzusammenhängende Songs ohne einen Chuck Dukowski oder Dez Cadena. Rückblickend erkenne ich, dass die Band dabei war, ihr Konzept zu ändern. Ich liebe alles was davor und danach kam, dennoch werfe ich "My War" alle paar Jahre auf meinen Plattenteller und toleriere es.

Ich respektiere den mutigen Schritt, die B-Seite mit drei langsamen Songs zu füllen, in einer Zeit, in der alle glaubten, nur schneller ist besser. Damit inspirierten sie zahllose Heavy-Rock-Genres. Für mich war es damals trotzdem eine Spaßbremse. Menschen, die diese Platte lieben, behaupten gerne, die Band habe dies genau so geplant. Hat sie das? Absichtlich eine Spaßbremsenplatte aufgenommen? Vielleicht stand Ginn unter einem Saint Vitus-Fluch, Stevenson wäre lieber wieder bei den Descendents gewesen und vielleicht vermisste Rollins auch die swingende Rhythmussektion von Robo und Dukowski und Dezos Rock-Swagger. Klar ist aber auch: Das Artwork ist großartig, Dukowskis Titeltrack ein Klassiker und Rollins singt sich die Eier wund.

Ich bin ohnehin der Überzeugung, dass vor allem Rollins die Band durch diese unangenehme Phase hindurchbrachte und dadurch zu dem Rollins wurde, der Black Flag für den Rest ihrer Tage anführte. Mark Arm von Mudhoney soll mal gesagt haben, dass alle, die "My War" nicht verstehen würden, nicht ganz so helle seien. Da kann er natürlich recht haben, schließlich bin ich auch kein Raketenwissenschaftler. Aber ich weiß, was mir gefällt und ich ziehe "Life Of Pain" und "Damaged" der B-Seite dieser Platte jederzeit vor, an jedem Tag der Woche. Die größte Enttäuschung ist, dass Black Flag in ihrem Klassiker-Line-Up 1982 keine Platte veröffentlichten. Dass "My War" sozusagen das Ergebnis dieser verpassten Chance ist, ist die eigentlich bittere Pille der Geschichte.

Was war dein schlimmstes Konzert als Zuschauer?

Andrew Tosh auf einem Reggae-Festival in San Diego. Kurz vor seinem Auftritt kam von rechts eine große Tüte heran und ich nahm einen tiefen Zug. Ich war sofort so weggetreten, dass ich aus der Halle an die frische Luft und danach ein paar Meter gehen musste. Als ich irgendwann wieder in die Halle zurückkam, war das Konzert zu Ende. Meine Freunde waren total außer sich, wie toll der Gig gewesen sei. Auf der Rückfahrt in die Wüste saß ich deprimiert im Auto und trank warmes Bier.

Bier und Brezeln - dafür liebt das Ausland die Deutschen. Was fällt leider manchmal unter den Teppich?

Nicht nur für Bier und Brezeln, auch für Jägermeister. Komischerweise sehe ich bei euch nie Menschen, die es trinken.

Brant Bjork, früherer Songwriter und Drummer bei Kyuss und Fu Manchu, veröffentlicht am Freitag das neue Studioalbum "Once Upon A Time In The Desert". Zu seinem Brant Bjork Trio gehören derzeit Drummer Ryan Güt und Stoner-Legende Mario Lalli (Yawning Man, Fatso Jetson, Desert Sessions).

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