Foals live: So war es in Zürich
(Foto: Nils Heffungs)
Während ich mit Kraftklub auf dem Campus Festival mein Outdoor-Live-Comeback feierte, zog es Kollege Dobler zu den Foals ins Züricher X-tra. Hier sein Bericht:
Indoor-Konzerte? Im Prinzip wieder business as usual. Trotzdem: Es kostet einen Moment der Überwindung, nach Monaten, wenn nicht Jahren mit hunderten, demaskierten Menschen in der Schlange zu stehen bzw. die kurzen Treppen hochzusteigen, um in den Konzertsaal des Zürcher X-tras zu gelangen. Gut, einmal drin, geht alles ganz schnell. Wir reden hier schließlich vom mehrfach verschobenen Konzert der Foals. Wer wollte da schon fremdeln? Zumal die Briten mit sechs Studioalben sowie einigen neuen Singles mittlerweile einen Backkatalog im Rücken haben, gespickt mit Fanlieblingen und Hits, um locker ein dreistündiges Konzert zu stemmen. Entsprechend groß ist die Vorfreude nach dem schnellen, rauen und lauten Supportslot der jungen, in Brighton ansässigen Postpunk/Indierocker Egyptian Blue.
Dass die Gigs der aktuellen Foals-Tour dann doch nur 90 Minuten dauern - so erwartbar wie geschenkt. Im ausverkauften X-tra erlebt man ein euphorisches Publikum, glückliche Menschen fressen Yannis Philippakis quasi aus der Hand: Fordert der Sänger/Gitarrist die Halle auf, hinzuknien, tut sie dies. Der Abend bietet insofern alles: ekstatische Mienen bei "Stay", Circle Pits drehen zu "Inhaler" oder "Black Bull", Hände fliegen bei den wohl größten Hits der Briten in die Höhe, "My Number" und "Mountain At My Gates" - hier oder auch bei "The Runner" herrscht Mitsingalarm.
Die Setlist, identisch mit den Konzerten in Berlin, Paris oder Amsterdam, erweist sich als dramaturgisch gut strukturiert: Zum Einstieg aktuelle Singles sowie die bekannten Hits, es folgt ein Abschnitt mit elektronischerer Schlagseite, und nach hinten hinaus greift die Band ausschließlich zum Rockbrett. Dabei dürften die angesprochenen vier neuen und tanzbaren Tracks einen Vorgeschmack auf das kommende Studioalbum liefern: Sie klingen im Bassbereich elektronischer und abgespeckter ("2am", "2001", "Wake Me Up" und "Life Is Yours"). Der Abgang zweier Gründungsmitglieder über die Jahre, zuletzt Edwin Congreave, dürfte sich hier niederschlagen.
Und ja, den Fan erfasst eine gewisse Wehmut, denkt er an das verflossene Stamm-Line-up zurück: Die Gesichter der drei zusätzlichen Livemusiker (Bass, Keys und Percussions) kennt man nicht. Der Begeisterung tut dies keinen Abbruch, was natürlich zuvorderst am extrovertierten Frontmann und Fixpunkt der Foals liegt: Philippakis steht, wie gewohnt, auf dem Gaspedal. Er verfügt nach wie vor über eine herausragende Popstimme. Gitarrist/Keyboarder Jimmy Smith nimmt nun eine noch exponiertere Position ein. Drummer Jack Bevan ist neben Yannis eh das Gesicht der Band.
Beim Abschlusstrack "Two Steps, Twice" steht Yannis dann auf einem Boxenturm und kippt zum Abschied die ihm gereichten Schnäpse aufs Publikum, dem er zuvor den obligatorischen, umjubelten Ausflug mit Securitymann abgestattet hat. Eines wird auf der Tour zum kommenen Album jedenfalls klar: Die Foals verfügen auch zu dritt noch über genügend Substanz als Band. The story continues. Das siebte Studioalbum der Foals, "Life Is Yours", erscheint am 17. Juni.
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