Platz 14: The Girl Is Crying In Her Latte (2023)

Mit dem Rückenwind einer César-Auszeichnung für "Annette" und dem gelungenen Vorgängeralbum "A Steady Drip, Drip, Drip" erscheint 2023 das 27. Sparks-Album. Sehr viele neue Zuhörer*innen staunen nicht schlecht, dass selbst Cate Blanchett im Video zum Titeltrack das Tanzbein schwingt. Knapp 50 Jahre nach ihrem Durchbruch erscheint "The Girl Is Crying In Her Latte" wieder auf ihrem alten Label Island Records.
Doch von Nostalgie keine Spur. Wobei: Die Maels und ihre Backingband verschmelzen mittlerweile zu einer Einheit, die an glorreiche, also ganz alte Zeiten erinnert. Ihren Mix aus Barock-Pop, Dance, Glam und Elektro halten sie auch auf dieser Platte in spannendem Gleichgewicht. Der Hydraulik-Pop "Veronica Lake" handelt vom Gegensatz der US-Munitionsarbeiterinnen zum Hollywood-Starlet Veronica Lake, die heutzutage wegen ihres verarmten Drogentodes als Synonym für die Grausamkeit der Traumfabrik gebraucht wird.
In "Not That Well-Defined" setzen sie Menschen ein Denkmal, die mit ihrer Art auffallen und aus der Masse herausstechen: "Because you're not that well-defined / A sketch where someone's erased the lines / I'd say that you're not that well-defined / A photograph after too much wine." Die Idee, den Diktator Kim Yong Un als DJ seiner aufgebrezelten Militärparaden darzustellen ("We Go Dancing") ist auch wieder eine typische Sparks- aka Schnapsidee, musikalisch als Wagner'scher, bläserlastiger Parforceritt inszeniert. "The Girl Is Crying In Her Latte" ist mal wieder ein sehr gutes, abwechslungsreiches Album geworden, das nur einen Haken hat: Es ist eingequetscht zwischen zwei Alben, die noch eine Spur gelungener sind.
Anspieltipps:
"Veronica Lake", "Not That Well-Defined", "Escalator", "It Doesn't Have To Be That Way"
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