Platz 13: Introducing Sparks (1977)

Dieses Album hat einen schlechten Ruf unter Fans - zu Unrecht. Das mag auch daran liegen, dass die Maels in späteren Jahren keine Gelegenheit ausließen, die Platte zu dissen. Ein Jahr nach dem missglückten Hardrock-Album "Big Beat" diktiert ihnen Columbia Records die Bedingungen für einen Albumerfolg, dazu zählt der Austausch der Bandmitglieder. Zum ersten und letzten Mal entsteht ein Sparks-Album mit Session-Musikern, die die Maels nicht persönlich kennen, darunter Mitglieder von Toto und Neil Diamonds Band. Russell: "Mit Sessionmusikern zu arbeiten ist schlimm. Diese Typen kommen rein, kriegen 480 Dollar für 30 Minuten und sagen ständig, dass der erste Take super war, weil sie dann gehen können." Das Label drängt Ron sogar dazu, den Anteil der Keyboardspuren zurück zu fahren - ein weiteres Indiz dafür, wie ernst die Lage für die Band 1977 ist.
Als die Sparks 2008 auch dieses Album in London aufführen, hört man die Songs zum ersten Mal überhaupt live - die Show soll Berichten zufolge zu den besten der Album-Konzertreihe gezählt haben. Auch die Maels sind danach angenehm von den Songs überrascht und schließen ihren Frieden mit "Introducing Sparks". Denn wie der Vorgänger geht das Projekt - trotz teurer Mietmusiker - kommerziell baden. Schon das Hollywood-Hochglanzcover mit jeweils einem der beiden Maels ist im Jahr des Punkrock eine Provokation. Die neue Jugendbewegung empfinden Sparks als Gefahr, der sie mit einer aberwitzigen Idee begegnen: Sie knüpfen an kalifornische Legenden an und nehmen Chöre und Harmonien im Stile der Beach Boys auf.
Bei "Over The Summer" übertreiben sie diese Hommage, ansonsten passt der dadurch poppiger ausfallende Rocksound viel besser zur Band. "A Big Surprise" ist ein okayer cheesy Auftakt, "Ladies" ein typischer silly Track ("Eva Braun is cracking jokes / while Joan of Arc just sits and smokes") und "Forever Young" ein verlorener Hit ihres riesigen Archivs. "I'm Not" überrascht als bowieesker Rocker, der der geübten Kritik an faulen Sessionmusikern zuwiderläuft. Am meisten Spotify-Streams sammelte über die Jahre interessanterweise der Closer "Those Mysteries", eine grandiose Hymne, die die universellen Fragen eines Kindes thematisiert, wortwörtlich: "Why, when I ask my Dad, does he say / Go ask your Mom or just go away?" Allein für diese fünf Minuten lohnt sich die Wiederentdeckung dieser Platte.
Erst viel später erfahren die Sparks, dass Mitglieder der Ramones und der Sex Pistols ihre Musik damals mochten und sie überhaupt nicht als Ziel ihrer Rebellion ausgesucht hatten.
Anspieltipp:
"Forever Young", "I'm Not", "Those Mysteries".
Besser weiträumig umfahren:
"Ladies", "Girls On The Brain".

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