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Platz 27: Pulling Rabbits Out Of A Hat (1984)

Auch hier muss man es leider klipp und klar sagen: Dieses Album braucht niemand. Man erkennt die Orientierungslosigkeit der Band sogar schon am Artwork, das ja sonst häufig von mediokren Inhalten ablenkte. Nach der Tournee mit Rick Springfield und dem Chart-Hit mit The Go Gos-Sängerin Jane Wiedlin im Vorjahr sieht die Sparks-Zukunft 1984 plötzlich rosig aus. Das US-Label verlangt eine Hit-Platte und bestellt daher Top-Producer Ian Little ein, der Duran Durans "Seven And The Ragged Tiger" weltweit an die Chartspitzen brachte. Doch schon nach einer Woche zerstreiten sich die Parteien und die Sparks produzieren die Platte lieber selbst.

Das Ergebnis spricht für sich: "Pulling Rabbits Out Of A Hat" verfehlt die Charts komplett. Überall. In England erscheint es erst gar nicht, dafür in Argentinien. Eine Situation, die den Maels seltsam bekannt vorkommt: Schon das Album "Indiscreet" beendete 1975 ihren kommerziellen Höhenflug aus vollem Lauf. Umso tragischer, als die Sparks mit "With All My Might" eine romantische Killersingle mit Zeug zum Klassiker im Schlepptau haben. Doch in den Charts reüssieren stattdessen Ultravox ("Dancing With Tears in My Eyes") und Nik Kershaw ("Wouldn't It Be Good"). "With All My Might" schafft gerade mal Platz 104 der Billboard Charts.

Wie sagte einst Lemmy Kilmister? Man muss zur richtigen Zeit mit dem richtigen Song am richtigen Ort sein. Die Sparks sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort, was fehlt sind die richtigen Songs. Auch Ron Mael besitzt nun einen Fairlight-Sequencer und ist davon so fasziniert wie ein Fünfjähriger, den man in einer Süßwarenabteilung einschließt. Darunter leidet auch sein Songwriting: "Pretending To Be Drunk" ist ein schales Prince-Ripoff und "Everybody Move" bettelt förmlich um die Aufmerksamkeit einer TV-Aerobic-Sendung ("Enorm in Form", wer erinnert sich?).

Die Sparks sind wahrlich nicht die einzige Band aus jener Zeit, die der Wust an neuen technischen Möglichkeiten überfordert. Man hätte allerdings gerne mitangesehen, wie die beiden etwas orientierungslosen Synth-Popper mit diesen Songs bei einem Auftritt im Greek Theatre zu L.A. mit der Horde durchgeknallter Funk-Newcomer namens Red Hot Chili Peppers harmonierten.

Anspieltipps:

"With All My Might", "Kiss Me Quick", "Sparks In The Dark".

Besser weiträumig umfahren:

Den Rest.

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