Seite 3 von 28

Platz 26: Music That You Can Dance To (1986)

Wie formulierte es Russell 2023 in unserem Interview vielsagend: "Hoch- oder Tiefpunkte in einer Karriere sollten immer an der Kreativität und nicht an der Sichtbarkeit gemessen werden. So gesehen waren die späten 80er Jahre für uns in der Frage der Popularität sicher kein Höhepunkt." Stimmt. Aber 1986 ist es auch mit der Kreativität nicht besonders weit her. "Music That You Can Dance To" ist nur ein weiteres Album, das wie Blei in den Läden und mir als Fan im Magen liegt. Die Synthies machen klink, klonk, puff! In jedem Song detonieren Explosionen, als begleite man einen Eddie Murphy-Film. Es ist schwer auszuhalten.

Die Melodien klingen ungefähr so geleckt wie bei Level 42, mit dem unschönen Nebeneffekt, dass es Level 42 zu Millionären machte und die Sparks nicht. Aber dazu müsste man auch die richtige Single auswählen und dazu eignete sich der Titeltrack weniger. Immerhin reicht es für einen Auftritt in der populären deutschen Show "Na Sowas" mit Thomas Gottschalk. Hinterher ist man immer schlauer, aber "Armies Of The Night" besitzt eine einprägsamere Hook und einen tollen Text für Nachteulen: "The armies of the night are coming, they're coming / Life will be a dream for you and me / The armies of the night are coming, they're coming / Life will be a scream for you and me."

Dagegen ist "The Scene" eine komplett ziellose Arpeggio-Orgie à la Stock Aitken Waterman, deutlich unter Rons Würde. Es bleibt auch für immer ihr Geheimnis, wieso sie die catchy '85er-Single "Change" außen vor lassen und stattdessen ausgerechnet Stevie Wonder ("Fingertips") covern. Nach dem herben Absturz in Hälfte zwei klingt "Let's Get Funky" am Ende wie eine Drohung, und löst diese auch vollumfänglich ein.

Die schönste Geschichte um diesen Release ist die Entstehung des Albumtitels. Nachdem das Label ihnen zwei Jahre zuvor entnervt den Rat erteilt, endlich mal Songs abzuliefern, zu denen man tanzen kann, kehren Ron und Russell mit "Music That You Can Dance To" zurück. Die Belegschaft von London Records fühlt sich rundum verarscht und setzt die Band vor die Tür. Finanziell sollte es ihr Schaden nicht sein.

Anspieltipps:

"Rosebud", "Armies Of The Night".

Besser weiträumig umfahren:

Den Rest.

Seite 3 von 28

Weiterlesen

1 Kommentar