Platz 25: Big Beat (1976)

Ein Sparks-Album aus den 70ern so weit hinten im Ranking? Trotz dieses herrlichen Cover-Artworks? Tatsächlich ist es einigermaßen unerklärlich, was die Gebrüder Mael 1976 geritten hat. Im Vorjahr lehnen sie sich mit dem in London unter Aufsicht von Tony Visconti aufgenommenen "Indiscreet" künstlerisch sehr weit aus dem Fenster, werden dafür aber mit Missachtung gestraft. Die empfindliche Künstlerseele ist getroffen, dazu das beschissene englische Wetter, der Entschluss steht fest: Ein Neustart muss her.
Die Maels gehen nach New York, tauschen ihre komplette Backingband aus und nehmen mit Bowie-Gitarrist Mick Ronson neue Songs auf. Niemand weiß, wie "Big Beat" klingen würde, hätte Ronson auch das Album eingespielt, aber wenn Bob Dylan ruft, bleibt halt niemand freiwillig bei den Sparks. Stattdessen macht das neue Label Columbia Records Druck und verlangt die fertige Tracklist, damit die Cover gedruckt werden können, obwohl noch gar nicht feststeht, welche Songs wirklich aufgenommen werden. Weil die Alternative eine um sechs Monate verzögerte Veröffentlichung ist, willigt das Sparks-Management zögerlich ein - nur eine von vielen falschen Entscheidungen.
Der große Erfolg von Kiss scheint auf diese Songsammlung abgefärbt zu haben. Der offensichtliche Plan, nach drei herausragenden Glam-Exkursen einfach mal eine tumbe Rock-Platte für den flaggenküssenden Man Next Door aufzunehmen, geht gnadenlos schief. Statt die aufziehende Punk-Bewegung als Inspiration zu nutzen, nimmt "Big Beat" all die schlechten Hardrock-Platten vorweg, die Iggy Pop in den 80ern aufnehmen sollte. Vom Punk schaut sich Ron dafür eine Fuck-Off-Haltung ab, die in Texte wie "White Women" (laut Russell eine Antwort auf "Brown Sugar") und "Throw Her Away (And Get A New One)" mündet: Vermeintlich provokative, aber einfach nur dämliche Lyrics ("As long as they're white / As long as they're white from head to toe"). Wenig verwunderlich, dass diese Songs nach 1976 nie mehr öffentlich aufgeführt wurden (Ausnahme: der Live-Auftritt dieses Albums im Rahmen des Albummarathons in 2008).
Die Testosteron-strotzende Single "Big Boy" kennt man von jeder Greatest-Hits-Platte, viel schöner sind allerdings das scheinbar von den "Indiscreet"-Sessions übriggebliebene "I Bought The Mississippi River" und vor allem "Nothing To Do". Joey Ramone versuchte jahrelang, den Song zu covern, doch wurde von den übrigen Ramones stets überstimmt.
Anspieltipp:
"Nothing To Do", "I Bought The Mississippi River".
Besser weiträumig umfahren:
Den Rest.
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