Platz 9: Gratuitous Sax & Senseless Violins (1994)
Niemand denkt 1994 noch an die Sparks. Sechs Jahre weg vom Fenster und davor schon scheintot. Dann ein kurzes Acapella-Snippet, wie genau 20 Jahre zuvor auf "Propaganda", und rein geht's in "When Do I Get To Sing 'My Way'", ihren ersten Top 40-Hit in England seit "Beat The Clock" 1979. Wann sie mal "My Way" singen dürfen? Spontan würde ich antworten, dass sie das doch bereits 1977 mit "Those Mysteries" getan haben, aber ich schweige besser, denn wir sprechen hier von einer fantastischen Pop-Hymne, vergleichbar mit "Being Boring" von den Pet Shop Boys. Und endlich bekommen Sparks den Applaus, den sie verdienen.
Da spielt es wirklich gar keine Rolle, dass das Soundtemplate aus streicherbeladenen Synth- und Housetracks relativ nahe am Dance-Konzept des PSB-Albums "Very" aus dem Vorjahr liegt - Tennant und Lowe haben den Sparks auch einiges zu verdanken. In Deutschland erscheint die Platte auf dem Logic-Label wie Snap! und Cosmic Baby, das hat sicher nicht geschadet, denn die Single mausert sich hierzulande zum meistgespielten Song des Jahres. Die Sparks werden in Radio und TV herumgereicht wie eine gehypte Newcomerband. Mit "Gratuitous Sax" fahren sie 1994 die Ernte ein, die sie 1979 mit Giorgio Moroder in dessen Wahlheimat säten.
Verbogen haben sie sich nicht: Noch immer sind ihre Texte feinsinnig oder grotesk, was hierzulande der Masse aber eh herzlich egal ist (siehe Snap!). Auf dem Album begegnet man jedenfalls dem Geist von Liberace, Sinatra, Charlie Parker und "Vom Winde verweht". Auch der ein oder andere Eurodance-Sound ist dabei. Auf "Now That I Own The BBC", einem weiteren Synthpop-Hit, verarbeiten sie ironisch ihre Rückkehr ins Rampenlicht. Im Folgejahr supporten sie Blur beim legendären Gig im Mile End Stadium. Von den famosen Songtiteln ("I Thought I Told You To Wait In The Car") bis zur Umsetzung ist "Gratuitous Sax & Senseless Violins" endlich wieder ein starkes Sparks-Album.
Anspieltipps:
"When Do I Get To Sing 'My Way'", "Now That I Own The BBC", "Frankly Scarlett, I Don't Give A Damn"
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