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Billy Joel - "Piano Man"

Nein, William Martin Joel hatte zu Beginn der 1970er Jahre nicht gerade einen Lauf. Sein erstes Album hatte sich als Flop entpuppt, er lag im Clinch mit seiner New Yorker Plattenfirma und hatte offenbar den Drang, gleich einen ganzen Kontinent als Sicherheitsabstand zwischen sich und seinen Noch-Arbeitgeber zu bringen. Joel zog nach Los Angeles und verdingte sich, um sich finanziell irgendwie über Wasser zu halten, als Barpianist. Unter dem Namen "Bill Martin" erheiterte und tröstete er eher mehr als weniger traurige Hotelgäste.

Man darf also getrost davon ausgehen, dass "Piano Man" autobiografische Züge trägt. Geschichten, wie sie die Menschen im Lied dem Mann am Klavier erzählen, der ihnen Jukebox und Beichtvater zugleich ist, hat Billy Joel in seiner Barpianisten-Zeit unter Garantie viele gehört. Mehr jedenfalls, als sein Hit birgt: Um ins Radioformat zu passen, musste er sogar zwei Verse streichen, wie er in einem anderem Stück namens "The Entertainer" verriet.

Das Opfer scheint immerhin nicht umsonst gewesen zu sein: "Piano Man" erschien 1973, ging durch die Decke und bescherte Billy Joel den Durchbruch und einen ewigen Spitznamen. Bis er sich in diesem Jahr krankheitsbedingt aus dem Live-Geschäft zurückzog, spielte Joel "Piano Man" zuverlässig bei allen seinen Shows. Dabei war er selbst gar kein erklärter Fan:

"Keine Ahnung, warum dieser Song so beliebt wurde", grübelte er 2006 im Interview mit der britischen Zeitung Metro. "Die Melodie ist nicht so toll, sie wiederholt sich ständig. Und der Text besteht aus schlichten Limerick-Reimen. Ich war schockiert und es war mir peinlich, dass ausgerechnet diese Nummer ein Hit wurde. Aber meine Lieder sind wie Kinder für mich, und wenn ich mir diesen Song heute so anschaue, denke ich: 'Gutes Kind!'" Guter Daddy.

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