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Anti-WAAhnsinns-Festival 1986

Im beschaulichen Wackersdorf im Landkreis Schwandorf in der Oberpfalz sollte eine Atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) entstehen. Schon 1981 gründete sich die Bürgerinitiative Schwandorf, um gegen die Pläne der Bayerischen Landesregierung mobil zu machen. Erste Proteste gab es bereits im Dezember desselben Jahres. Die Gegnerschaft zum geplanten Monstrum zog sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und gewann bald ein Momentum, das immer mehr in die Öffentlichkeit drängte.

Nachdem die Landesregierung des Freistaates einen Bannkreis um die Baustelle der WAA verhängt hatte, verlegte sich das Zentrum des Protestes nach Burglengenfeld, wo das dort ansässige autonome Jugendzentrum 1982 zum ersten Mal ein Musikfestival veranstaltete, um eine größere Öffentlichkeit zu erreichen, das Anti-WAAhnsinns-Festival 1986.

Nach dem Beginn der Bauarbeiten an der WAA kam es 1986 bei der fünften Auflage des Festivals zu einem Massenauflauf von geschätzten 100.000 Menschen, die so etwas wie das deutsche Woodstock abhielten. Die Speerspitze der damaligen Deutschrock-Szene feierte ein Stelldichein. Unter anderem Marian Gold (Alphaville), Herbert Grönemeyer, Rodgau Monotones, Anne Haigis, Herwig Mitteregger (Spliff), BAP, Purple Schulz, Udo Lindenberg, Wolf Maahn, Wolfgang Ambros und die Die Toten Hosen spielten für lau und spendeten ihre Gage dem Widerstandskampf gegen das Mammut-Projekt. 1989 wurde der Bau schließlich aufgegeben. Ein Jahr zuvor starb das Bayerische Urvieh, das das Projekt gegen alle Widerstände sprichwörtlich durchprügeln wollte. Nach seinem Ableben war die WAA politisch erledigt.

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